Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Bremen und sonstwo, Bild not welcome!

Bildschirmfoto 2015-09-17 um 19.39.45

dieses Logo soll am kommenden Wochenende die Ärmel der Bundesligatrikots schmücken

Vermutlich jeder hat es die letzten Tage mitbekommen. Die Bundesliga möchte mit einer Aktion auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam machen und ihre positive Einstellung den Flüchtlingen gegenüber zum Ausdruck bringen. Schnell wurde ein Weg gefunden, indem Hermes am kommenden Spieltag auf sein Logopatch am Ärmel eines jeden Profitrikots verzichtet. Stattdessen soll das Logo der „Wir helfen“ Aktion der Bild zusammen mit einem kleinen Hermes- und Bild-Logo jeden Ärmel schmücken.

Bild?! Richtig, ausgerechnet die Bild wurde als Kooperationspartner gewählt. Genau die Bild, die noch vor Wochen regelmäßig mit aus dem Zusammenhang gerissenen Handlungen und dramatisierten „Vorfällen“ darüber berichtetete, wie brutal sich die Flüchtlinge in Deutschland verhalten und wie viel finanzielle Unterstützung ein Flüchtling erhält, während der arme, arbeitslose Deutsche kaum mehr kriegt. Hat bei der Bild nun ein kompletter Sinneswandel stattgefunden oder handelt es sich eher um ausgeklügelte PR?

Fakt ist: die Bild verbreitet per Zeitungsschlagzeilen wilde Gerüchte und Millionen Deutsche glauben es, traurig aber wahr.

Was ist nun so schlimm an einer Aktion für Flüchtlinge und gegen den alltäglichen Rassismus durch die Bundesligateams?

Gegen eine Aktion für Flüchtlinge und gegen Rassismus ist natürlich nichts einzuwenden, einzuwenden ist aber etwas gegen den Organisator Bild. Wieso verzichtet die Bild nicht einfach auf ihr Logo auf dem Patch? Richtig, weil die Aktion für sie eine riesen PR-Aktion handelt, quasi kostenlose Werbung auf Kosten der Flüchtlinge.

Dem Großteil der Bundesligavereine scheint diese PR-Aktion aber scheinbar gerade recht zu sein, schließlich kann man selbst von so viel positiver PR auch profitieren. Kein Wunder also, dass bis auf wenige Vereine der ersten und zweiten Liga alle erklärt haben, an dieser Aktion teilzunehmen. Einzig der FC St. Pauli gab sofort bekannt, nicht an der Aktion teilzunehmen. Begründet wird dies auf der eigenen Homepage damit, dass man selbst seit Jahren Aktionen für Flüchtlinge und gegen Fremdenfeindlichkeit leitet und unterstützt und sich auch weiterhin auf die eigenen Projekte konzentrieren möchte. Wer das Umfeld auf St. Pauli kennt, kann sich allerdings auch denken, dass dies ein klares Statemant gegen die Bild ist. Deren Chefredakteur Kai Diekmann scheint von St. Paulis Weg so sehr in seinem Ego gekränkt zu sein, dass er per Twitter verlauten ließ, Flüchtlinge wären bei St. Pauli nicht willkommen.

Post von Kai Diekmann auf Twitter am 16.09.2015

Post von Kai Diekmann auf Twitter am 16.09.2015

Quasi wieder eine typische Verdrehung von Tatsachen in erstklassiger Bildmanier, nicht anders zu erwarten von deren Chef. Wie ernst man diesen Herren nehmen kann, sieht man auch an folgendem heute veröffentlichten Post (man beachte das HSV-Logo an Stelle des Bild-Logos):

Post von Kai Diekmann auf Twitter am 17.09.2015

Post von Kai Diekmann auf Twitter am 17.09.2015

Das Echo bei Twitter blieb nicht lange aus und schnell entwickelte sich der Hashtag #BILDnotwelcome, dem sich mittlerweile viele Fanszenen angeschlossen haben. So fordern unter anderem die Fanszenen von Fortuna Düsseldorf (der entsprechende Aufruf ist hier zu finden, mittlerweile sind sogar der Supporters Club Düsseldorf und die Ultras Düsseldorf aufgrund der Teilnahme seitens der Fortuna aus der Arbeitsgruppe „Identitätsfindung“ ausgetreten, Infos hier) und Nürnberg (Aufruf des Bündnisses aktiver Clubmitglieder hier) ihre Vereine auf, die Aktion ebenfalls zu boykottieren. Auch die größte deutsche Fanorganisation Unsere Kurve ruft in ihrem Statement dazu auf, nicht an der Aktion teilzunehmen. Gleichzeitig finden sich in den sozialen Medien wie Facebook tausende Statements direkt an den jeweiligen Lieblingsverein adressiert, die zeigen, die Ablehnung einer solchen PR-Aktion wird nicht nur von einzelnen getragen, sie scheint ein über alle Fanszenen verbindendes Element zu sein, ähnlich wie es der Kampf gegen Red Bull ist.

Wohl auch auf Drängen der Fanszene hat sich mittlerweile ein zweiter Verein, der FC Union Berlin, gegen die Teilnahme an einer solchen Aktion ausgesprochen und seine eigene Initiative auch direkt damit untermauert, eine vor einiger Zeit erworbenene Immobilie, welche als Treffpunkt der Union-Fans dienen sollte, erstmal als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung zu stellen und den Eigenbedarf hinten an zu stellen, Respekt dafür!

Was hat nun das ganze mit Werder zu tun?

Auch der SV Werder kümmert sich seit Jahren um die Belange Geflüchteter und sozial Benachteiligter. Auch bei uns wird der Kampf gegen jegliche Diskriminierung großgeschrieben. Wie schon beim Wiesenhof-Deal stellt sich mir dann aber wieder einmal die Frage, wie passt die selbst propagierte soziale Verantwortung damit zusammen, eine Aktion einer Zeitung zu unterstützen, die davon lebt, fragwürdige Schlagzeilen zu verbreiten und damit versucht, Menschen auf einfachste Art in ihrem Denken zu beeinflussen. Ist es korrekt, eine Zeitschrift zu bewerben, die erst auf perfide Art gegen Flüchtlinge hetzt um anschließend Wochen später plötzlich den Helfer in der Not zu mimen? Soziale Verantwortung ist für mich etwas anderes. Wieso nutzt man einen solchen Aktionsspieltag nicht lieber, die eigenen Projekte der breiten Öffentlichkeit zu zeigen und lokale Projekte an jedem Bundesligastandort finanziell zu unterstützen, ähnlich wie es der Ansatz des FC Porto in der Champions League war, von jeder Eintrittskarte 1€ zu spenden (über den überaus geringen Betrag kann man sich sicher streiten, aber die Aktion als solche verdient Anerkennung in Zeiten, wo weltweit Millionen von Menschen auf der Flucht sind und immer mehr Länder erklären, diese Flüchtlinge nicht aufnehmen zu wollen).

Einen weiteren Vorschlag hat die Werder-Fanseite vert-et-blanc bei Facebook direkt an Werder adressiert. Hier fordert man dazu auf, das von den Still loving Micoud Shirts bekannte grüne Logo mit einem Refugees Welcome-Text zu nutzen und dies als alternativen Patch auf den Trikots zu tragen

Der Aufruf lautet im Detail:

Quelle: Facebook

Quelle: Facebook

Sehr begrüßenswerte Aktion!

Jetzt liegt es also am SV Werder und allen anderen Vereinen der ersten und zweiten Liga, sich gegen die PR-Aktion der Bild zu wehren und selbst kreativ aktiv zu werden auf dem Weg zu einer Gesellschaft ohne Rassismus!

Refugees welcome! In Bremen und überall!

Refugees welcome! mit Dank an vert-et-blanc

Refugees welcome! mit Dank an vert-et-blanc

Update 17.09. 21:15:

Mittlerweile haben sich auch L’Intesa Verde und das UltrA-Team Bremen zusammen mit verschiedenen Fanclubs gegen die Aktion beim SV Werder geäußert. Zu finden ist es hier

und weitere Vereine der ersten und zweiten Liga haben sich gegen die Aktion ausgesprochen
aktuell nehmen NICHT an der Aktion Teil:
FC St. Pauli
Union Berlin
SC Freiburg
1. FC Nürnberg
VfL Bochum