Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

FC Ingolstadt – Werder 2:0, Sa. 20.02.16, 15007 Zuschauer (etwa 2000 Gäste)

Aus der Reihe „Orte, die man ohne den grün-weißen Sportverein nie besuchen würde“, heute: Ingolstadt.

Früh morgens ging es mit dem ICE in Richtung Ingolstadt. Fühlte sich aufgrund der Abfahrtszeit und dem dort ansässigen Automobilhersteller fast wie eine Dienstreise an. In Begleitung von einigen Alba Berlin- (Pokal Final Four in München) und Bayern-Fans (Heimspiel gegen Darmstadt) ging es ziemlich ereignislos bis Würzburg. Im dortigen Bahnhof waren dann allerdings schon vor Halt des Zuges die lauten Werder-Gesänge am Bahnsteig zu vernehmen. WB und Co hatten den Weg nach Ingolstadt mit dem Geschenkticket der Deutschen Bahn zurückgelegt. Man munkelt, der ein oder andere hätte sich die Eintragung einer Hinfahrt aufgrund mangelnder Kontrollen sparen können. Bei mir dagegen wollte die Zugbegleiterin nach Personalwechsel allen ernstes meine BahnCard persönlich streicheln (oder auch testen, ob sie echt ist, das kommt wohl davon, wenn man nicht wie der typische BahnCard 100-Kunde aussieht…). Schon um kurz nach 12 hieß es dann willkommen in Ingolstadt bei Schneeregen und eisigen Temperaturen. Natürlich reichten die 10 Schließfächer am Bahnhof nicht für 150 eintreffende Werderaner, so dass es dann nach kurzer Verpflegung im Bahnhof (es gibt exakt eine Fressbude) mit Tasche zu den Shuttlebussen ging. Von der laut Postkartenmotiven wunderschönen Stadt bekam man dank Fahrt durch Industriegebiete natürlich gar nichts mit (oder ist die Stadt vielleicht wirklich so hässlich, wie wir sie gesehen haben?!). Über eine Stunde vor Einlass wurde man dann bei besagtem Schneeregen vorm Gästeblock rausgeworfen. Wer mal selbst nach Ingolstadt fahren sollte, dem sei empfohlen, nicht so früh anzureisen. Rund ums Stadion gibt es nämlich gar nichts außer einer Holzhütte vor der Heimkurve. Dort gibt es bei warem Temperaturen immerhin etwas zu essen und zu trinken. Die Currywurst mit Brötchen kann ich aber nicht empfehlen. Ein Papptopf mit Bockwurst und bis oben hin gefüllt mit Ketchup und etwas Currypulver, ziemlich mies und mir war den Rest des Tages total schlecht. Ganz klar durchgefallen. Als wir gerade dabei waren aufzubrechen, erblickte das Auge dann einen einzelnen Schanzer mit Fahnensack vor der Heimkurve langlaufen. Nach Blick auf die vor der Hütte stehenden Autos des USK durfte der Herr dann aber seinen Weg ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen. Schon erstaunlich, wie einfach man doch an das gesamte Ingolstädter Material gekommen wäre, wenn man nur wirklich gewollt hätte.

Mit Einlass dann die nächste Überraschung, musste man doch tatsächlich alle Taschen leeren und jeder zweite zusätzlich die Schuhe ausziehen. Da fühlt man sich doch direkt an Cottbus oder Augsburg erinnert. Highlight dabei auf jedenfall mein Ordner, der den Inhalt meiner Kameratasche sehen wollten. Auf mein Angebot, sich doch selbst vom inhalt zu überzeugen, wurde dann erst nach einem „die beißt nicht“ meinerseits eingegangen. Dummes Volk! Am Eingang des Stadions gab es dann noch einen Flyer der Wanderers, der auf die Thematik Werksclubs und Engagement von Großsponsoren wie Audi in Ingolstadt eingeht. Man merkte so ziemlich allen Leuten an, dass niemand Bock aufs Spiel hatte. Entsprechend wurde auch die Zeit bis 20 Minuten vor Anpfiff im Umlauf vorm Block statt im Stadion verbracht. Das Stadion selbst erinnert mich irgendwie an Paderborn oder Großaspach. Winzig klein, ein Rang, kaum Platz, viel zu wenig Toiletten, alles nicht erstliga-würdig. Als ich kurz vor Anpfiff noch Miffi eine Darmstadt-Karte geben wollte, kam doch tatsächlich eine Ordnerin die Treppe runtergeflitzt und schnauzt uns total aggressiv und laut an, was uns denn einfallen würde, im Stadion mit Karten zu handeln. Nach unserem Hinweis, dass die Karte grün ist und für ein Werder-Heimspiel ging sie dann ganz frustriert von dannen und wurd nur noch einmal kurz gesehen. Womit wir wieder beim Thema dummes Volk wären!

Auf das Geschehen auf dem Platz möchte ich gar nicht eingehen, nur so viel: man muss nicht nach jedem Zweikampf tot liegenbleiben, liebe Schanzer. Ziemlich unsportliches Verhalten! Am Ende wieder mal verloren, Stimmung sehr durchwachsen und man fragt sich, wieso man eigentlich nach Ingolstadt fährt. Positiv bleibt das „Refugees welcome“-Banner in Erinnerung, welches zum Anpfiff vorm Block gezeigt wurde.

Mit Abfiff ging es dann auch schnell zur Gepäckabgabe, wo ich mich mit einer Freundin zur gemeinsamen Rückfahrt treffen wollte. Wem die bisher beschriebenen Eindrücke noch nicht reichen, der sollte mal seine Tasche in Ingolstadt abgeben. Die schaffes es tatsächlich, einzelne Taschen gar nicht mehr zu finden, für manche Taschen die Besitzer selbst zur Suche in den Container zu bitten und für den Rest der Taschen gefühlt 2 Minuten pro Tasche zu brauchen. Hatte ich schon erwähnt, dass hier alles nicht erstligareif ist?!

Am Bahnhof angekommen die Zeit mit den Gruppen bis zum Eintreffen des Zuges bei wenigen Gesprächen und viel Stille in Anbetracht der gezeigten Leistung verbracht, bis der Zug dann pünktlich einfuhr. Dass pünktliche Einfahrt nicht gleichbedeutend mit pünktlicher Abfahrt ist, mussten wir dann leider schnell feststellen. Erst war es „ein Rollstuhlfahrer, der noch mit eingeladen werden muss“ (wenn man bedenkt, dass UTB ihn sicher angemeldet hat wahre Glanzleistung der Bahn), dann Randale im anderen Zugteil und zum Schluss ein damit verbundener Bundespolizeieinsatz in eben jenem Zugteil. Fazit des Ganzen: Abfahrt mit fast 30 Minuten Verspätung. Gut, dass man nur 6 Minuten Umstiegszeit in Göttingen auf den letzten Zug nach Berlin hat. Da fällt das Entspannen unterwegs trotz reservierter Sitzplätze im Ruhebereich wirklich schwer. Da es aber nunmal der letzte Zug des Abends sein sollte, durfte der Zug nach Berlin knapp 15 Minuten auf uns Anschlussreisende warten. Und irgendwie hat es dieser Zug auch geschafft, die eingefangene Verspätung bis Berlin wieder aufzuholen, ob das dem Zug nach Bremen auch gelungen ist, darf bezweifelt werden. Ende gut, alles gut? Bis auf ein Spiel zum vergessen an einem Ort zum vergessen mit Ordnern und Polizisten zum vergessen ja! Hoffentlich müssen wir hier nie wieder hin und hoffentlich liegt dies nicht am Ende daran, dass wir uns glanzlos aus der Spielklasse verabschieden. So langsam fällt auch mir es schwer, an den Verbleib zu glauben.

Im Nachgang gab es von Seiten der Wanderers ein paar Worte bezüglich Zensur und verbotener Spruchbänder gegen Audi als Geldgeber des FC Ingolstadt. Den Wortlaut und ein Bild des verbotenen Spruchbandes mit dem Text „Ingolstädter gebt fein acht, was Audi euch hat mitgebracht“ findet ihr hier.

 

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