Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Werder – 1. FC Köln 1:1, Sa. 12.12.15, 40727 Zuschauer

Nach der ersten Arbeitswoche ein bisschen Entspannung mit Fußball. Wobei kann man Werder eigentlich aktuell als Entspannung ansehen? Wohl eher nicht. Egal, dank BC 100 heißt es wenigstens nicht mehr 8 Uhr morgens am ZOB sein sondern etwas länger schlafen und erst 9:44 mit dem ICE ab Hbf in Richtung Hansestadt fahren. Da mich die Bahn trotz Mail über den Bahn Bonus Comfort Status aber fehlender Bonus Comfort-Card letztes Wochenende nicht in die DB Lounge lassen wollte, ging es heute nach Ankunft nur für eine Fanta in die Lounge, ha! Nach kurzem Aufenthalt dort dann aber auch schnell weiter Richtung Weserstadion, wo vor Spielbeginn noch das ein oder andere Gespräch geführt und neue Kleber gekauft wurden. Wegen der Kleber wollte ich heute möglichst mit der Menge ins Stadion um übermäßige Kontrollen zu verhindern. War wohl nichts, meinem Empfinden nach waren die Kontrollen dieses Mal deutlich schärfer als die letzten Wochen, wieso weiß wohl nur der Ordnungsdienst. Mein Ordner schien allerdings so fasziniert von der Tatsache, dass man sich was zu lesen (Pensées und Weltenbummler) mit ins Stadion nimmt, dass die versteckten Kleber ohne Verluste reinkamen (sind ja auch nicht zum Verkleben im heimischen Stadion…).

Da ich lange nicht mehr so früh im Stadion war, wurde sich ob der vielen freien Plätze für ein Besuch von Block 134, quasi hinter Caillera entschieden, nachdem die letzten Spiele in den hinteren Teilen der mittleren Ostkurvenblöcke von viel Pöbel geprägt waren. Auf Gästeseite waren die Gruppen rund um Horde, Boyz und Coloniacs schon dabei, ihre Zaunfahnen zu befestigen. Da einzelne Personen dazu immer wieder die kleine Überdachung vor dem Gästeblock betraten, ermahnte sie Stolli gefühlt 5 Mal, dass das Dach keine Tragfähigkeit bietet und jeder Zeit brechen kann. Wieso man dann auch nach mehreren Ermahnungen und schon befestigten Fahnen weiter darauf rumklettern muss, erschließt sich mir nicht. Am Ende wird wieder rumgeheult, dass man ungerechtfertigte Strafen bekommt.

Nach und nach füllte sich dann auch das restliche Stadion. Caillera zeigte zu Beginn ein Solispruchband für den Kampf der Kurden in der Türkei gegen ISIS und Erdogans Machenschaften gegen eben diese Kurden. Wer sich näher damit beschäftigen möchte, der sei auf die entsprechende Spruchbanderklärung in den aktuelle Pensées verwiesen. Im Block ging es mit Forza SVW-Gesängen und viel Fahneneinsatz gut los. Passend dazu nutzte Werder die erste richtige Chance zur Führung. Nach einer Ecke und Flanke von rechts kam Vestergaard frei zum Kopfball, den der Kölner Torwart nicht halten konnte. Aus nicht erklärlichen Gründen blieb aber richtiger Jubel eigentlich aus. Waren wir in letzter Zeit erst nach Toren immer entsprechend laut, war es heute relativ schnell mit guter Stimmung vorbei. Das dem Tor folgende „Sportverein Werder Bremen“ wurde noch ganz gut vom Block aufgenommen, als dann aber gefühlte 5 Minuten damit verbracht wurde, die Faust zu heben um erst dann ein gemeinsames „Hier regiert der SVW“ Richtung Westkurve zu schicken, trat schnelle Ernüchterung ein. Im Folgenden war mal abgesehen von wirklich gutem und zahlreichen Fahneneinsatz wenig zu vernehmen. Immer wieder versuchten Teile der Fans gegen die Lieder der Vorsänger anzusingen, was dann auch öfter mal klappte. Kein Wunder, wenn kaum jemand richtig mitsingt. Kurz vor der Halbzeit gab Schiri Winkmann etwas glücklich Elfmeter für Werder. Ujah war nach leichter Berührung im 16er zu Fall gekommen. Genauso leicht vergab der Gefoulte dann auch selbst die Chance die Führung auszubauen. Entsprechend bedient war auch die Ostkurve und schickte die Mannschaft unter Pfiffen in die Halbzeitpause. Noch erwähnenswert in Halbzeit eins ist ein ACAB Spruchband, welches von Vermummten hochgehalten wurde. Ob es nun auf die Vorfälle der letzten Wochen oder den Beruf des heutigen Schiris, der tatsächlich bei diesen komischen Männlein und Weiblein in blau arbeitet, bezogen war, bleibt der Fantasie jedes einzelnen überlassen. 😉

Der Start in Halbzeit zwei lief ähnlich zu dem der ersten, einzig das zweite Tor fehlte. Leider ließ der Drang auf eine Erhöhung der Führung relativ schnell wieder nach. Viele, teilweise recht fragwürdige, Entscheidungen des Schiris brachten die Fans und auch die Mannschaft immer wieder zur Verzweiflung. Teile der Fans nutzten diese Entscheidungen, um ihrer Abneigung gegen den Berufsstand des Herren Winkmann mit „Die ganze Welt hasst die Polizei“-Gesängen Luft zu machen. Von Support für die Mannschaft gibt es leider nicht mehr viel zu berichten. Auf dem Platz nutzten dann auch noch die Kölner eine von 3 bis 4 guten Chancen zum 1:1 Ausgleich, wobei es auch nach 90 Minuten blieb. Wieder mal kein Sieg gegen einen direkten Konkurrenten, wieder mal eine größtenteils unmotivierte Bremer Mannschaft und wieder mal ein schlechter Schiri. So wird es verdammt eng. Trotz der schlechten Leistungen der oben genannten bleibt eigentlich nur ein Fazit des heutigen Spiels: schlechter als der Schiri war heute nur die Ostkurve. Echt mal eine unterirdische Leistung…

Das einzig Positive am heutigen Tag bleibt eigentlich nur die Tatsache, dass die Gästefans aus der Domstadt trotz wirklich richtig mieser Leistung der Heimkurve nur ganz selten hörbar auf sich aufmerksam machen konnten. Im Pokalspiel vor 1,5 Monaten ging auf beiden Seiten deutlich mehr, schade!

Kommendes Wochenende heißt es dann gegen die Eintracht aus Frankfurt mit 3 Punkten die wirklich grausige Hinrunde zumindest auf dem Papier etwas besser aussehen zu lassen und mit voller Motivation in die Vorbereitung auf eine super Rückrunde zu starten! Vorher besteht bereits am Dienstag gegen Gladbach die Möglichkeit, die Chance auf einen Titel über die Weihnachtszeit zu retten.

Vor Rückfahrt dann noch einmal auf eine Fanta in die DB Lounge, bevor es über Hannover nach Berlin ging. Erwähnenswert hier noch die zahlreichen HSV-Fans im Hannoveraner Hbf, eine Bahnsteigsperrung aufgrund polizeilicher Maßnahmen gegen Union Fans (Hintergründe dazu) an unserem Gleis und eine Gruppe Union-Fans direkt neben meinem reservierten ICE-Sitzplatz, die ihre Sitze mit rot-weiß-schwarzem Ostdeutschland-Schal markierten und neben den Folgen überhöhten Alkoholkonsums auch mit der üblichen „Ich bin ja kein Nazi, aber..“-Flüchtlingskritik glänzten.

Bilder gibt es von meiner Seite mal wieder nicht. Irgendwie bin ich gerade nicht sonderlich motiviert und wenn wir ehrlich sind gibt es aktuell auch nicht sonderlich viel positives bildlich festzuhalten.

Bilder gibt es hier:

Caillera