Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Hamburger SV – Werder 2:2, Sa. 26.11.16, 55273 Zuschauer (etwa 5000 Gäste)

Nordderby beim diese Saison noch sieglosen HSV und mal wieder fehlt ein Großteil des Ultrahaufens und es gibt keinen aktiven Support, Erinnerungen an letzte Saison wurden wach. Gestartet war der Tag zunächst mal mit der Öffentlichmachung von WB, dass deren für heute geplante Choreo von Seiten des HSV im Wortlaut im Sicherheitsbesprechungsbogen veröffentlicht wurde, welcher auch den Weg zur Heimszene fand. Kurz nach 12 machten dann die ersten Gerüchte die Runde, dass die per Bus angereisten Ultras (UTB, Infamous, Intesa und Caillera) mal wieder von der Staatsmacht einkassiert wurden. Dies bestätigte sich leider sehr schnell per Nachrichten und Telefonate mit Betroffenen. Diese waren per Bus ins Hamburger Umland gefahren und dort auf den ÖPNV umgestiegen. Wie der Pressemitteilung der Polizei zu entnehmen ist, rief der Lokführer selbst die Polizei, die bei der anschließenden Kontrolle bei Einzelpersonen Sturmhauben, leichte Drogen u.ä. fand. In einem rechtsfreien Raum, wie ihn Ultras in Deutschland Woche für Woche erleben, bedeutet das natürlich Rückfahrt nach Bremen für alle Busfahrer, ganz egal, ob ihnen etwas verbotenes nachgewiesen wird. Bei meiner Ankunft am Hamburger Hbf befanden sich auch die Zugreisenden rund um WB, HBC und UB am Nachbarbahnsteig in Diskussionen mit der Polizei, durften aber entgegen erst anders lautender Aussagen bei Twitter die Fahrt nach Othmarschen und von da per Shuttlebus zum Stadion antreten. Am S-Bahnhof Othmarschen dann auch wieder das selbe Bild wie jedes Jahr, zu wenig Shuttlebusse für zu viele Bremer. Man stelle sich nur vor, auch die 300 zurückgeschickten Ultras wären noch dabei gewesen.

Nach und nach kamen die Zugreisenden dann auch am Stadion an, wo vor dem Gästeeingang erstmal viele Diskussionen geführt wurden, wie man mit den Geschehnissen im Vorfeld umgeht. Die angesprochene WB-Choreo wurde auf diesem Wege abgesagt und auch ein Draußenbleiben von Teilen des verbliebenen Szenehaufens stand zur Debatte. Suchten im Vorfeld noch alle händeringend nach Stehplatzkarten, konnte man nun teilweise noch Karten unter Normalpreis bekommen, wovon einige Sitzplatzinhaber Gebrauch machten. Alles in allem sehr chaotisch und eigentlich sollte man in Zukunft Derbykarten echt erst am Spieltag kaufen. Nach dem Derby zwischen Gladbach und Köln letzte Woche ganz ohne Fanbeschränkungen war ich echt zuversichtlich, dass es diesmal auch beim Nordderby klappt. Wie schnell solche Hoffnungen doch zu Nichte gemacht werden können. Am Ende gingen wohl doch fast alle Anwesenden ins Stadion, von koordiniertem Support kann aber natürlich nicht geredet werden. WB und HBC positionierten sich zwar vorne im Stehplatzbereich, das Material blieb aber in den zugehörigen Säcken. Auch akustisch blieb es außer ein paar Antigesängen und Aufrufen zum Kampf der eigenen Mannschaft doch recht ruhig. Negativ fielen dafür einige Unbelehrbare auf, die die Abwesenheit der meisten Gruppen mal wieder dafür nutzten, ihren plumpen Sexismus ungeniert auszuleben. Wie oft man da das Wort „Fotze“ hören musste, ist echt nicht mehr feierlich. Man mag ja von Gruppen wie Caillera halten, was man will, aber Sexismus ist einfach scheiße!

Leider trug auch die Mannschaft auf dem Feld nicht wirklich dazu bei, dass sich die Stimmung ins Positive wendete. Ohne groß vorweg zu greifen, am Ende hieß es 2:2, aber wie die Elf in grün und weiß zwischenzeitlich auftrat, war ebenfalls nicht feierlich. Die Abwehr überzeugte leider mal wieder nur diejenigen, die auf eklatante Stellungsfehler stehen. So sehr ich Garcia mag, aber was der zur Zeit abliefert. Immerhin nahm Nouri vor dem Spiel mal Theo (den ich im übrigen auch sehr mag, der aber aktuell in einer wirklich schlechten Form ist) raus und brachte Bauer auf seiner angestammten rechten Seite. Dieser konnte zumindest halbwegs überzeugen, wenn man aber die Fehler von Garcia und die lustlosen Einsätze von Juno, Bartels oder auch Fritz sieht, brauch man sich nicht wundern, wenn man selbst gegen ein noch siegloses Team wie den HSV bereits nach 3 Minuten zurück liegt und am Ende nicht gewinnt. Gnabry allein kann es halt auch nicht richten. Wieso man allerdings auch vorne nur mit Spielern wie Gnabry, Kruse und Bartels startet, die meiner Meinung nach alle eher auf der Außenbahn zu Hause sind, weiß wohl nur Nouri. Ein richtiger Mittelstürmer kam mit Pizarro erst etwa 20 Minuten vor Ende (gut, Pizza selbst ist auch noch nicht fit, aber wir haben ja zumindest noch 1 bis 2 Alternativen).

Zur HSV-Fanszene bleibt festzuhalten, dass man wieder nicht seine Chancen nutzte, die Mannschaft würdig nach vorne zu treiben. Da hat man auf Gästeseite, so ehrlich muss man am heutigen Tag ob der Geschehnisse vorab sein, keinen Gegner zu fürchten und ist selbst dann im Gästeblock nur sehr selten und auch nur mit Antigesängen zu vernehmen. Immerhin gab es vorm Spiel keine Choreo, die man vermasseln konnte, man beschränkte sich auf viele blau-schwarze Fahnen und ein „kämpfen und siegen“-Spruchband. Was mich ein wenig irritierte ist die Tatsache, dass die neue Ultragruppe Castaways eine etwa doppelt so große Zaunfahne hängen hat wie die nach der Auflösung der Chosen Few vorher einzig verbliebene Gruppe Poptown. Am Rande des Spiels soll es wohl von Heimseite noch zu einigen „Juden“-Rufen gegenüber Bremern gekommen sein und auch die Hamburger Löwen sollen sich noch auf der Reeperbahn gezeigt haben.

Was bleibt also am Ende vom Derby? Eine richtige Derbyatmosphäre, wie ich sie letzte Woche noch bei Cottbus-Babelsberg erleben durfte, positiv wie negativ, wollte nie aufkommen. Die Staatsmacht hat mal wieder bewiesen, dass man im Fußballbereich auf jegliche Rechte eines freien Bürgers verzichten muss und die wildesten Gründe gefunden werden, Fans an einem Spielbesuch zu hindern.

Es kann nur besser werden. Samstag Ingolstadt schlagen!

2 Kommentare

  1. Berliner

    Sehr interessanter Artikel! Hoffen wir, dass wir nächstes Jahr noch ein Nordderby haben.

    1. Stellan (Beitrag Autor)

      also ich könnte auch mit einem Abstieg des HSV leben 😉

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