Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

SC Freiburg – Werder 1:1, So. 25.11.18, 24000 ZuschauerInnen (ca. 2000 Gäste)

Freiburg auf ’nem Sonntag? Da hilft es auch nicht, wenn die Anstoßzeit auf 15:30 gelegt wird, fährt doch der letzte brauchbare Zug schon 17:49 zurück. In weiser Voraussicht also frühzeitig Urlaub genommen und auch recht bald ein Hotel gebucht. Dass das Hotel am Ende doch wieder storniert wurde und es per 9er zurück ging, ist der Überzeugungskraft netter Menschen zu verdanken und leider auch der für alle Gruppen geltenden recht mageren Mitfahrer*innen-Zahl. Aber was will man auch erwarten bei so einer beschissenen Terminierung. Da überlegt man sich zwei Mal, ob man sich das wirklich antun soll?!

Zu Hause bleiben ist natürlich dennoch keine Option und so ging es mit einigen wenigen Zugfahrer*innen etwa eine Stunde nach Bussen und 9ern über Hannover nach Freiburg, wo nach ereignisloser 6-Stunden-Fahrt für mich Spiel Nummer 8 im Schwarzwaldstadion wartete. Während die Mitfahrer noch ihr Glück mit der Aufhebung der Zugbindung versuchten, nutzte ich die Chance für ein kurzes Treffen mit einem Freiburger Freund. Freiburg ist ja nicht umsonst das Spiel im Jahr, wo ich wohl als einziges neben Werder einen Großteil der Lieder mitsingen könnte. Nach kurzem Smalltalk ging es aber schnell in die Linie 1 zum Stadion, wo noch ein wenig auf die 9er gewartet wurde. Einzig der IY Bus war schon frühzeitig da. Dass die Wahl der Rückfahrt auf den richtigen 9er fiel, wurde spätestens bei der Ankunft klar. Vorderster Parkplatz in der Reihe direkt vorm Stadion hat schon was.

Einlasskontrollen empfand ich heute bis auf die obligatorische Plastikstangensägerei (ja, in Freiburg gilt weiterhin nur eine maximale Stocklänge von 1,50 m) als sehr entspannt, das war bei früheren Besuchen schon mal deutlich nerviger. Die Zeit bis Anpfiff wurde verquatscht, Toiletten verziehrt, eigene Bereiche des Blocks mit Absperrband markiert und Fahnen aufgehangen. Aufteilung im Block wie üblich von links nach rechts: UTB, INT, CLR, IY, UB, WB und HBC. Offiziell war das Stadion heute ausverkauft, so richtig kuschelig wurde es dann aber doch nicht. Scheinen wohl einige Karten ungenutzt geblieben zu sein. Wir wurden unsere übrig gebliebenen dagegen noch gut los. Überhaupt hatte ich heute das Gefühl, dass viele Umlandfans die Chance nutzen wollten, den freien Sonntag mal sinnvoll zu verbringen. Das machte sich leider von Anfang an auch bei den Gesängen bemerkbar. So richtig kam der Block nicht in Fahrt. Könnte natürlich auch wieder mal an der mehr als bescheidenen Leistung auf dem Platz liegen. Die erste Hälfte war jedenfalls wieder mal grausig. Spiel auf ein Tor, leider das falsche und unsere Abwehr stand mehr rum, als einfach mal vor dem 16er den Ball zu erobern. Dass es für den Rückstand dann am Ende einen Elfer nach Videobeweis brauchte, lag jedenfalls eher an der Unfähigkeit der Freiburger als unserer Abwehrleistung. Da half es dann leider auch nicht, dass Kohfeldt Jojo Eggestein in die Startelf berief.  Halbzeit zwei qualitativ kaum besser, blieb immerhin der Aktionsradius beider Mannschaften vor dem selben Tor, sprich diesmal Werder offensiver. Wirklich zwingend war das von Kruse, Harnik und Eggestein vorne aber wirklich nicht. Wenig überraschend mit Rashica, Osako und Pizarro gleich drei offensive Wechsel. Bis dahin stimmungsmäßig leider eher Sonntagstrott. Vielleicht ein paar Mal zu viel „Wo vier Tiere musizieren“, hier ein „Forza SVW“, da ein versuchter Wechselgesang, mir fehlte da ein wenig der Bezug zur weiten Tour und beschissenen Anstoßzeit. Dieser kam zunächst höchstens per Spruchband „Sonntag: 1453 km, Montag: Dr. Holiday“, welches natürlich darauf anspielte, dass beschissene Anstoßzeiten aufgrund beschränkter Urlaubskonten eben auch viele gelbe Zettel am Montag zur Folge haben. Ich hätte mir bei der Liedauswahl zum Beispiel ein „Egal wie weit wir für dich fahren“ gewünscht. Richtig Stimmung kam eigentlich nur beim Elfer nach Videobeweis auf. Auch wenn die Zuständigkeiten nicht ganz klar waren, die „Scheiß DFB/DFL“-Gesänge waren schon laut. Halbzeit zwei sportlich dann wie angedeutet zumindest etwas besser und immer mal wieder einzelne Chancen, die die Nerven im Block teilweise blank liegen ließen. Wieso spielen wir eigentlich die letzten Jahre in Freiburg immer so schlecht? In früheren Spielen erinnere ich mich noch an Ergebnisse wie 6:0 für uns. Während sich einzelne schon drauf einstellten, wieder mal mit 0 Punkten schlappe 7 bis 8 Stunden nach Hause zu fahren und der Zugfahrerhaufen sich zur 85. Minute auf den Weg machte bzw. zumindest schon mal die Fahne abhing um sich mit Abpfiff zügig zu entfernen (UTB), passierte das, womit keiner mehr rechnete. Standard, selbst Pavlenka mit vorne und irgendwie bringt Augustinsson den Ball ins Tor. Ausrasten im Block: das sind die Momente, wegen denen wir auch an einem beschissenen Sonntag zu den Spielen fahren! Eigentlich total bescheuert, wie wir plötzlich alle noch mal auf einen direkt folgenden 2:1-Siegtreffer für uns spekulierten, es war immerhin schon beim Ausgleich die Nachspielzeit im vollen Gange. Aber diese Euphorie in dem Moment war einfach unglaublich. Wer nicht dabei war, hat was verpasst!

Beim Gedanken an die bevorstehende Rückfahrt wurde mit Abpfiff aber vermutlich auch jede*r schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt und so hieß es schnell Material packen und ab zu Bussen und 9ern. Gab es von Seiten der Ordnungshüter zunächst noch die Ansage, sobald der IY-Busfahrer da sei, würde es im Konvoi mit Polizeibegleitung auf die Autobahn gehen, ging es dann am Ende doch größtenteils ohne Polizeibegleitung weg vom Gästeblock. Highlight hier auf jeden Fall die Warterei im Stau direkt im Tunnel, als per Megafon ein „Alle Bullen sind Schweine“ und „Scheiß HSV“ angestimmt wurde. Das hallte schon ordentlich. Nach ein paar Stops bei amerikanischen Fast-Food-Ketten inkl. teilweise recht skurrile Gästen für einen späten Sonntagabend erreichten wir dann kurz vor 2 auch wieder die schönste Hansestadt. Die dunklen Wohnungen am gesamten Osterdeich deuteten darauf hin, dass ganz Bremen wohl noch auf dem Rückweg aus Freiburg war, anders lässt sich die Stille Montag morgens um 2 Uhr jedenfalls nicht erklären.

Die Heimseite war heute des öfteren im Gästeblock zu hören. Mir persönlich gefallen die Lieder der Freiburger*innen sehr gut. Ins Spiel startete man mit einer Aktion in Bezug auf’s neue Stadion, dessen Baugenehmigung mittlerweile erteilt wurde. Zu einem „Zaunfahnen sind Fankultur. Für genug Platz im neuen Stadion“ auf roten Folienbahnen wurden im Block zahlreiche größere und kleinere Zaunfahnen, Mottobanner und ähnliches präsentiert. Weiterhin wurden per Spruchband Innenminister Strobl und Polizei-Einsatzleiter Winterer per Spruchband „Strobl räum deinen Posten und nimm Winterer mit“ zum Rücktritt aufgefordert. Dass das Verhältnis zur Polizei in Freiburg mehr als angespannt ist, zeigt auch die Aktion der Polizei vor dem Heimspiel gegen Mainz, als u.a. die Corrillos gekesselt wurden. Den Bericht hierzu findet ihr auf der Gruppenseite.

Was bleibt festzuhalten:

Egal wie oft du dir am Spieltag denkst, wieso du dir den Scheiß eigentlich antust und für 90 Minuten mehr als 15 Stunden in Bussen und Bahnen verbringst und in Summe fast 24 Stunden unterwegs bist, wenn du in der 92. Minute den Ausgleich erzielst und alle um dich rum total durchdrehen, weißt du warum!

Egal wie weit wir für dich fahren,
ob bis ans Ende dieser Welt,
wir tun das alles nur aus Liebe,
du bist das einzige, was zählt.

Egal wie viel du uns auch kostest,
egal wie laut wir für dich schrei’n,
wir tun das alles nur aus Liebe,
unser weltbester Sportverein!

 

Bilder gibt es hier:

Caillera

Wanderers

7 Kommentare

  1. svwerder1899

    Hallo,
    Mal wieder ein super Bericht. Weißt du zufällig, ob wir uns am Boykott am Samstag beteiligten?

  2. Stühli

    Alles in allem ein schöner Fußballtag im Dreisamstadion im Schwarzwald mit sehr angenehmen und netten Gästen. Leider war die Stimmung, allen voran auf heimischer Seite, sehr mies. Nicht desto trotz sollte erwähnt werden, dass sich eine sehr respektable Anzahl an Bremern an einem Sonntag sich auf den Weg gemacht haben. Respekt. Ich freue mich auf nächstes Jahr! Grüße aus Freiburg

    1. Osttribuene

      Ich fande die Stimmung der Heimseite überhaupt nicht mies. Da hat es schon deutlich schlechtere Auftritte gegeben.
      Nettes Spruchband von INT!

  3. thssn

    Top Bericht!
    Mich würde mal interessieren, wie du zu „kalter Pyrotechnik“ stehst. Man hat ja schon einige Positionen aus Bremer und der St. Pauli Szene gehört…
    Ich finde es ist ein Kompromiss. Naürlich strahlt es nicht so hell oder hat eine ähnliche hohe Rauchentwicklung, aber mit den Blinkern und Rauchtöpfen, die noch in Entwicklung sind, könnte das auch gut aussehen.
    In dem Sinne: Egal wo du auch spielst, sind wir mit dabei!

    1. Stellan (Beitrag Autor)

      Sowohl 2 der Cailleras aus dem Fernsehbericht als auch ich haben uns beim FSE Kongress in Belgien dazu ja auch mit Lasse von Brøndby unterhalten, ich finde es gut und würde mich freuen, wenn es auch in der Bundesliga so umsetzbar wäre. Klar, es bedarf sicher immer noch Weiterentwicklung, aber es ist ein Anfang mit den jetzigen Fackeln. Abwarten, was die Generalprobe so bringt. Brøndby zündet ja doch ein wenig häufiger als wir, wenn es dort angenommen werden sollte, sehe ich auch sonst keine Probleme

  4. PaulSVW

    Zu welcher Melodie wird der Gesang am Ende gesungen? „Egal wie weit wir für dich fahren“

    1. Stellan (Beitrag Autor)

      savage garden – truly madly deeply

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