Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Atlas Delmenhorst – Werder 1:6, Sa. 10.08.19, 41500 ZuschauerInnen (etwa 35000 „Gäste“)

Die Vorfreude über das Los Delmenhorst verflog viel schneller als erwartet, stellte sich doch früh heraus, dass wohl nicht im dortigen Stadion an der Düsternortstraße gespielt würde. Grund hierfür waren natürlich die Auflagen des DFB, die für die erste Pokalrunde u.a. eine Mindestfläche für die TV-Produktion und Mindestgrößen der Kabinen vorsehen. All das konnte Atlas nicht erfüllen, Oldenburg als Alternativspielort stand auch nicht zur Verfügung und so kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass das heimische Weserstadion als Austragungsort gewählt würde. Wer sich jetzt wundert, dass man das Heimrecht im Pokal doch nicht so ohne weiteres tauschen kann. Richtig, es bleibt auch ein Heimspiel von Atlas und genau diese Konstellation funktionierte nur, weil Atlas bereits vor der Auslosung neben Oldenburg auch Bremen als Alternativspielort benannt hatte. Konnte man bisher in Pokalrunde eins mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer von einem neuen Stadion ausgehen, sollte diese Serie nun also reißen. Da man ja schon so einiges von Thor Steinar tragenden Nazis und co von Atlas gehört hatte und das Stadion ja doch irgendwie gemacht werden sollte, ging es mit einem Kollegen vom Fanprojekt nach unserem Werder II-Spiel gegen Lüneburg vor 2 Wochen zum Niedersachsenpokalspiel Delmenhorst-Spelle. Einen etwas ausführlicheren Spielbericht findet ihr hier. Um es zusammenzufassen: Thor Steinar haben wir nicht gesehen, dafür liefen dort mehrere Personen mit Shirts einschlägiger mindestens mal von Nazis präferierter Marken wie Brachial und Yakuza rum und in der Halbzeit lief schön Terpentin der Onkelz.

Was man beim Niedersachsenpokalspiel in Delmenhorst ebenfalls live bestaunen durfte war genau der Schal, der es in den letzten 2 Wochen mehrfach in die Medien schaffte. Grund dafür ist u.a. ein Onkelz-Motto auf dem Schal, auch dürfte die Freundschaftssymbolik mit Werder zahlreichen Personen negativ aufstoßen. Eine Freundschaft pflegt die Delmenhorster Fanszene im übrigen mit den als rechtsextrem eingestuften Farge Ultras. Als Werder den Schal dann im eigenen Fanshop anbot, regte sich nicht nur bei mir der Protest. Mit einer rechtsoffenen Szene wie Atlas möchten wir wirklich nichts zu tun haben. Diese vertritt in keinster Weise die Werte, für die wir bei Werder leben. Dies sah Werder nach einiger Zeit auch ein, nicht dagegen die Personen beim Weser-Kurier, die insbesondere durch einen Kommentar die ganze Situation so extrem relativierten, dass so ziemlich jede*r Wutbrüger*in drauf ansprang. Wie man es dagegen richtig macht, zeigt buten un binnen mit einem Bericht über die eben rechtsoffene Fanszene bei Atlas.

Nach 2 langen Absätzen Vorgeplänkel jetzt aber wirklich zum heutigen Spiel. Bereits in den frühen Morgenstunden sichtete man in Bremen die ersten Thor Steinar Träger und andere Nazis. Ebenso wurde fest mit „unseren“ Hools gerechnet. Auch am Treffpunkt der etwa 150 bis 200 aktiven Delmenhorst-Fans an der Schlachte blieben z.B. Yakuza-Träger*innen nicht aus. Ansonsten blieb es aufgrund der zahlreichen Polizeibegleitung wohl ruhig. Dennoch sah man schon über 3 Stunden vor Anpfiff überall am Deich und im Viertel wachsame Grün-Weiße. Die aktive Fanszene von Delmenhorst rund um Block H positionierte sich am heutigen Tag hinter einer großen schwarzen Dusternort-Zaunfahne im Gästeblock des Weserstadions. Dass es sich bei Delmenhorst um keine so oft propagierte unpolitische Szene handelt, konnte man ebenso am Zaun erkennen, hing dort doch eine Deutschland-Fahne mit Initialen der schon angesprochenen rechten Farge Ultras. Ansonsten fiel die Atlas-Fanszene eigentlich nur durch die Sektion Oberkörperfrei auf. Akustisch nahm man sie nicht wirklich war, entsprechend kann ich auch nicht beurteilen, ob es ähnlich diskriminierende Scheiße wie schon im Niedersachenpokal zu hören gab.

Seitens unserer Gruppen gab es schon heute einige neue Klebermotive. Ebenso fand der Schnitzer wohl so dermaßen viel Absatz, dass früh ausverkauft gemeldet werden musste. Wer keinen mehr bekommen hat, kann es wohl noch beim NOFB-Shop versuchen. Bei uns müsst ihr euch noch eine Woche mit Neuigkeiten gedulden, zum Düsseldorf-Spiel sollte es dann aber auch bei uns was neues geben. Die Werder Fanszene läutete das Spiel mit großem „Weserstadion unantastbar“ Banner vor der Ostkurve und „Weserstadion bleibt Weserstadion“ Banner vor’m Oberrang ein. Auch sonst fanden sich in der gesamten Ost mehrere Weserstadion-Banner. Der Grund dürfte klar sein. Zu Beginn der Sommerpause wurde der Stadionname an den Immobilienhändler Wohninvest verkauft. Mein Highlight heute auf jeden Fall das „Immobilienhaie – Vorsicht bissig!“ Banner oberhalb der Wohninvest-Loge. Zudem positionierte sich Intesa klar zu den rassistischen Worten von Schalkes Tönnies und Infamous sowie noch einmal Intesa griffen ein weiteres Mal die Ablehnung der Freundschaft zu Atlas auf. Die Halbzeit wurde für mehrere Spruchbänder in Richtung der Stadionverbotler*innen genutzt, ebenso gratulierte WB der HB Crew zum 10-jährigen Gruppenbestehen. Auch von meiner Seite natürlich alles Gute! Die zweite Hälfte wurde mit ein wenig grünem und weißen Rauch im Bereich von Caillera, Intesa und Infamous eingeleitet. Verpuffte aufgrund der Helligkeit doch stark. Wesentlich besser anzusehen waren zahlreiche Fackeln bei WB in Verbindung mit einem großen „Werderfans zu Gast im Weserstadion“-Banner gegen Ende des Spiels. Akustisch ist mir auch auf der eigentlichen Heimseite nicht allzu viel in Erinnerung geblieben. Der Schaleinsatz in Halbzeit 2 wirkte ganz nett und mein Lieblingslied „Egal wie weit wir für dich fahren“ wurde mal wieder angestimmt.

Was kann man sportlich berichten? Dafür, dass Werder eine Woche vor Bundesligastart ja eigentlich noch in der Vorbereitung ist, fand ich das eigentlich gar nicht so schlecht. Klar, Delmenhorst ist ein Oberligist, aber immerhin schon einige Wochen im Pflichtspielbetrieb. Ein/zwei Mal wirkte die Abwehr nicht wirklich sicher und Delmenhorst kam gefährlich vor’s Tor (und konnte bei einer dieser Chancen auch sein Tor machen), insgesamt betrachtet haben sich andere Bundesligisten und auch schon unser erster Gegner in der Bundesliga am kommenden Wochenende wesentlich schwerer getan. Zudem traf der alte Mann kurz nach seiner Einwechslung gleich doppelt, was auch einen Großteil der Atlas-Fans jubeln ließ.

Nach dem Spiel gab es wohl, wie nach der Fackelei leider zu erwarten, noch Stress mit der Polizei und einige wurden gekesselt und fleißig gepfeffert. Grund hierfür waren wohl unterschiedliche Auffassungen über den richtigen Weg ins Viertel. Da ich zum dem Zeitpunkt schon auf dem Heimweg war (der Bericht will ja geschrieben werden und morgen geht es mit St. Pauli noch nach Lübeck), kann ich hierzu nichts sagen.

Kommende Woche geht es gegen die Fortuna aus Düsseldorf auch in der Bundesliga wieder los. Denkt an den Aktionsspieltag und beteiligt euch mit Spruchbändern am Protest gegen Wohninvest!

Weserstadion für immer – scheiß Wohninvest!

Spruchbänder heute:

„Weserstadion bleibt Weserstadion“ – Infamous

„Weserstadion unantastbar“ – Wanderers

„Für immer Weserstadion“ – Wanderers

„Immobilienhaie – Vorsicht bissig!“ – ?

„Tönnies raus!“ – Intesa

„Alles Gute DLR“ – Caillera

„Immobilienhaie im Meer versenken – Verpisst euch aus unserem Weserstadion!“ – Wanderers/HB Crew/UTB/Intesa

„Keine Freunde – keine Solidarität, scheiß Atlas!“ – Infamous

„Der Tag ist gekommen. Welcome back!“ – Wanderers

„Tapfer bleiben, Brüder“ – Wanderers/HB Crew

„Tapfer bleiben, Brüder“ – Wanderers

„10 Jahre Seite an Seite für den Sport-Verein. Alles Gute HBC“ – Wanderers

„Weder Nachbarn noch Gäste – verpisst euch aus Bremen!“ – Intesa

„Werderfans zu Gast im Weserstadion“ – Wanderers

weitere Fotos gibt es hier:

Caillera

Infamous

Wanderers