Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Es geht wieder los…

Lange habt ihr nichts von mir gehört. Der Fußball ist nicht nur bei mir sondern bei so unglaublich vielen Fans ebenso unglaublich schnell in den vergangenen zwei Monaten in den Hintergrund gerückt. Und alles durch ein Virus, bei dem zahlreiche Verschwörungstheoretiker immer noch behaupten, es wäre nicht schlimmer als eine „normale“ Grippe und alle Maßnahmen unnötig und ein einziger Eingriff in unsere Bürgerrechte. Aber wo viel scheiß passiert, gibt es auch immer wieder die positiven Dinge. Wie schön es dagegen anzusehen war, dass genau diejenigen, die sonst für die Stimmung im Stadion sorgen, nun die ersten waren, die so genannte Risikogruppen aber auch sonstige von Corona betroffene Personen in ihrem Alltag auf die verschiedensten Arten unterstützt haben. Statt Klatschen gab es für die Pflegekräfte, Verkäufer*innen im Einzelhandel und all diejenigen, die aktuell großartiges leisten, deutschlandweit Spruchbänder mit aufmunternden Worten. Von Intesa wurde auch hier in Bremen eine große Spendenaktion unter dem Motto „Vereint für Bremen“ ausgerufen, die soziale Einrichtungen und Geflüchtetenprojekte vor Ort unterstützen soll, an der sich mittlerweile so ziemlich alle Gruppen beteiligen. Und eigentlich hätte man sich und allen anderen auf die Schulter klopfen können, wie gut man doch mit so einer Situation gemeinsam umgeht. Ja, würden da nicht ein paar wenige Akteur*innen all das kaputt machen, was so viele Menschen in ihrem Alltag vorleben: Respekt, Hilfsbereitschaft und vor allem Verantwortung anderen gegenüber, und sei es nur durch das Tragen von Masken im gesellschaftlichen Raum. Denn was fällt dem Profifußball in dieser Situation ein? Richtig, man ist allen ernstes der Ansicht, dass genau Fußball jetzt das ist, was alle brauchen. Eines der Hauptargumente wenn nicht das Hauptargument ist dabei aber das Geld, was ohne die Spiele fehlen würde. Aber was ist der Profifußball eigentlich für ein Konstrukt geworden, wenn bei Ausfall einer Rate der TV-Gelder alles in sich zusammenbricht? Die Kritik am Profifußball und auch zur Fortsetzung der Bundesliga haben zuletzt so viele Personen in aller Ausführlichkeit dargestellt, weswegen ich zumindest die allgemeine Kritik selbst gar nicht selbst ausführen möchte. Auch in der Werder-Fanszene gab es hierzu verschiedene ausführliche Texte, die ich stattdessen im Folgenden ohne große Worte verlinken möchte:

Infamous Youth mit einer Stellungnahme zum Vorgehen der DFL und dem Umgang mit Covid-19 aus dem März

Ebenfalls im März äußerte sich Caillera zu Covid-19 und dem Ligabetrieb

Mitte April folgten die Fanszenen Deutschlands mit einer sehr ausführlichen Kritik an Geisterspielen

Ultra‘ Team Bremen folgte mit „Gedanken zur Corona-Krise“ und dem Aufruf zur Solidarität untereinander

Auch kurz vor Wiederbeginn der Bundesliga ist die Kritik an Geisterspielen und dem Profifußball in seiner heutigen Form nicht abgeebbt:

Infamous fordert den sofortigen Abbruch der Saison,

die HB-Crew fasst die gesammelte Kritik aller Fans sowohl an DFL, dem Profifußball aber auch Werder noch einmal gut zusammen

und auch das gestrige Statement der Wanderers zielt in die selbe Richtung,

wobei auch nochmal auf einen weiteren Punkt eingegangen wird, den auch ich noch einmal kurz erwähnen möchte, nämlich die Kurvenhelden-Aktion von Werder. Unnötig bei alldem zu erwähnen, dass trotz aller Aufrufe, dem Stadion fern zu bleiben, ein gewisser Herr Mäurer weiterhin die Märchen von tausenden sich vor den Stadien und in den Kneipen versammelnden Fußballfans prophezeit.

Aber kommen wir noch einmal zu meinem oben angedeutetem Punkt, der mich bei der ganzen Sache am allermeisten stört. Nämlich dem Verhalten meines geliebten grün-weißen Sportvereins. Wir alle konnten in den Medien nachlesen, wie schlecht es um unseren Verein stehen soll. Da wird von aufzunehmenden Krediten gesprochen, damit auch die Nicht-Profifußballer im Verein, all die Mitarbeiter*innen in der Geschäftsstelle und ähnlichem weiter ihr Gehalt bekommen. Und damit dies auch weiterhin möglich wäre, sollen doch bitte alle Dauerkarteninhaber*innen und Käufer*innen von Tageskarten auf ihr Geld für die nicht mehr nutzbaren Eintrittskarten während der Geisterspiele verzichten. Als Dankeschön gibt es einen exklusiven Becher, einen Aufnäher „für Trikot oder Kutte“, ein Sixpack Bier, das ihr euch bei einem der Werder-Sponsoren im Markt abholen dürft und zu guter letzt eine VIP-Party mit der Mannschaft in der Zeit nach Corona. Jetzt mal ernsthaft: ihr habt als Verein kein Geld, steckt aber gleichzeitig Zeit und Geld in eine so beschissene Marketingaktion, bietet den Fans Bier und ladet auch noch zu einer Party, die vermutlich Kosten verursacht, zu der die Spieler aber auch nur gezwungenermaßen kommen. Merkt ihr selbst, oder?! Und eine soziale Verantwortung trägt man als Bundesligaverein (oder besser GmbH) eben nicht nur für die eigenen Mitarbeiter*innen, sondern auch für die Gesellschaft. Und wie möchte man eben dieser klar machen, dass sie bitte weiter Abstände einhalten, an jeder Ecke Abstriche in Kauf nehmen soll, man selbst aber fast wie normal lebt. Okay, statt zu Hause im Hotel, der Zwangsquarantäne sei Dank! Geschweige denn gegenüber all denen, die selbst aufgrund von Kurzarbeit, Kinderbetreuung u.ä. selbst knapp bei Kasse sind. Auf eine Transparenz, inwieweit Spieler und die Geschäftsführung über den damals beworbenen einmaligen Gehaltsverzicht hinaus auf Teile des Gehaltes verzichten (was sie hoffentlich tun!), warten wir noch immer. Ist das wirklich noch der Verein, für den wir jahrelang unser letztes Geld gegeben haben, bei jedem noch so beschissenen Spiel auch unter der Woche Freizeit und Urlaubstage geopfert haben und den wir gerade auch wegen sozialen und politischen Themen lieben?! Ich jedenfalls habe als erste Konsequenz mein Geld für die restlichen Spiele der Dauerkarte zurück gefordert. Durch diese PR-Aktion kann man sich doch nur noch vor den Kopf gestoßen fühlen. Und natürlich werde auch ich einen Teil des Geldes spenden. Zwar vermutlich nicht alles, aber ganz sicher mehr als die 12%, die Werder für die SOS Kinderdörfer übrig hat!

Was bedeutet das Ganze jetzt für meinen Blog hier?

Dass es zu den ab heute anstehenden Geisterspielen keinerlei Spielberichte in egal welcher Form von meiner Seite gibt, sollte klar sein. Ob es in Zukunft noch Berichte geben wird, wird die Zeit zeigen. Viele von euch wissen, dass mein Plan bereits vor der Saison war, diese mit meinem ersten 34er würdig zu beenden und dann sowohl bei Auswärtsspielen als auch insbesondere mit der Schreiberei deutlich kürzer zu treten. Nach über 10 Jahren unterwegs mit dem glorreichen Sportverein und im Juli 5 Jahren sinnloser Schreiberei darüber wird die Motivation und auch die vorhandene Zeit immer weniger. Worauf ich weiterhin Lust hätte, wären die Spieltagsfotos. Ob Corona und die Geisterspiele diesen Plan eher nach hinten verschieben oder doch beschleunigen wird, kann ich selbst gerade nicht sagen. Es ist einfach surreal (im negativen Sinne), dass wenn ich diese Zeilen fertig geschrieben habe, die Bundesliga in nicht mal drei Stunden versucht so zu tun, als wäre nichts gewesen. Stimmung soll laut Sky (natürlich nur auf Wunsch) vom Band kommen, einige Vereine wollen Pappaufsteller auf die Tribünen stellen und wir Fans sitzen voller Leere zu Hause auf dem Sofa. Was haben wir uns da nur für ein Hobby ausgesucht?

Bleibt solidarisch, unterstützt eure Mitmenschen und beteiligt euch an Aktionen wie Vereint für Bremen, Clubverstärker United oder Leave no one behind!

Dieser Text spiegelt natürlich nur meine eigene Meinung und Wahrnehmung der Situation wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit bei den genannten Stellungnahmen und Aktionen, noch hat er den Anspruch, die Meinung irgendeiner Gruppe oder der Fanszene widerzugeben! Auch ist es durchaus möglich, dass Punkte auch komplett anders verstanden werden können oder mit mehr Hintergründen vielleicht anders beurteilt würden. Überschneidungen in der Argumentation mit anderen Texten sind rein zufällig!