Dienstag Abend und es heißt mal wieder Pokal. Nach Köln und Gladbach sollte es nun also Bayer Leverkusen sein. Die Ausgangssituation vor dem Spiel sicher nicht die beste: Leverkusen mit einem 0:0 gegen Bayern während wir 1:5 in Mönchengladbach verloren haben. Aber Pokal hat ja, wie es so schön heißt, seine eigenen Gesetze und es bleibt auch weiterhin der einfachste Weg, sich für den internationalen Fußball zu qualifizieren.
Wie schon Freitag hieß es wieder früh Feierabend machen und mit dem Zug gen Köln fahren und vor Ort verpflegen. Unterwegs kurz die Sorge gehabt, der Zug könnte vor lauter Regen wegschwimmen, blieb es dann zwischen Leverkusen Bahnhof und Stadion halbwegs trocken. Erst kurz vor dem Stadion begann es wieder zu regnen. In Anbetracht des Wetters dann auch nur kurz vorm Stadion mit Matze gequatscht, der heute eine Karte außerhalb des Gästeblocks hatte und dann etwa 1,5 Stunden vor Anpfiff ins Stadion. Der Einlass gestaltete sich ähnlich dem in Gladbach erstaunlich entspannt, da kannte ich schon anderes aus Leverkusen.
Im Stadion drin erstmal gähnende Leere. Im Gästeblock vielleicht 50 Leute, in der Heimkurve außer einem „Volle Pulle für den Pokalsieg“-Spruchband von UL nichts zu sehen. Nach und nach trudelten dann aber auch alle Werderisti ein. Der eine früher, der andere (Infamous, UTB) später. Der Gästeblock war jedenfalls mit Anpfiff komplett voll und auch in weiten Teilen des Stadions waren Werderaner zu sehen. Liegt u.a. daran, dass bei Werder selbst die Karten natürlich früh ausverkauft waren und man sich anders versorgen musste. Am Spieltag morgens meldet dann plötzlich Leverkusen, dass noch ein Kontingent an Gäste-Sitzern an der Tageskasse verfügbar wäre. Braucht ihr wirklich so lange um zu merken, dass ihr allein mit Heimfans das Stadion nicht voll kriegt? Schon bitter im Pokalviertelfinale.
Im Block merkte man dieses Kribbeln. Noch 2 Siege bis Berlin! Die Chance auf das internationale Geschäft! Entsprechend laut und geschlossen wurde die Elf in grün und weiß mit „Forza SVW“ und richtig, richtig lauten „Werder Bremen“ Wechselgesängen quasi des halben Stadions (mindestens!) die ersten 15 Minuten nach vorne geschrien. Dies zeigte Wirkung. Im Vergleich zu Mönchengladbach richtig gutes Spiel und immer wieder Chancen über die außen oder per Freistoß. Wir wären aber nicht Werder, wenn wir uns nicht früh im Spiel ein Gegentor fangen würden. Der nach Verletzung zurückgekehrte Galvez im eigenen 16er etwas unglücklich eine Pille von den Beinen geholt und folgerichtig Elfer für Bayer, den Chicharito sicher verwandelte. Wiedwald hatte die Ecke, aber keine Chance. Wenn man gegen den klaren Favoriten zurückliegt, hat man eigentlich nichts mehr zu verlieren. Dachten sich auch Fans und Mannschaft und so spielte unsere Elf weiter gut mit. Nach erneutem Freistoß von außen traf Garcia zum Ausgleich, Ekstase pur im Block, der Traum von Berlin lebt! Und diesmal auch kein Pizarro in der Nähe, der das Tor klauen könnte 😉
Eben dieser Pizarro besorgte dann aber in Minute 42 die Führung. Notbremse Wendell, Elfer Werder und der seit der Rückrunde dauerhaft antretende Pizarro sicher zur Führung! Laute „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“-Gesänge waren die Folge. Mit „Sportverein Werder Bremen“ und „Nur der SVW“ wurde die Mannschaft in die Kabine begleitet und im Block die ersten Planungen für Berlin besprochen. Man darf ja mal träumen. In der Halbzeit verdeckten dann frühzeitig große Schwenker den Block und wie nicht anders zu erwarten standen bereits Minuten vor Anpfiff die ersten vermummten auf dem Zaun. Lustig anzusehen, wie bereits vorab jede Menge Sanitäter vor den Block beordert wurden. Mussten dann am Ende tatenlos wieder abziehen, nachdem die Fackeln wie es sich gehört ordentlich gehalten wurden und entsprechend nichts (negatives) passierte. Bin mal gespannt wie sich die Zündelei auf unser Ligaspiel in Leverkusen auswirkt, war es aber wert!
Je länger das Spiel dauerte, desto euphorischer wurde es. Jetzt konnte dauerhaft auch der Sitzbereich mit einbezogen werden, der gefühlt die ganze zweite Hälfte stand. Die „Der SVW ist wieder da“-Gesänge kamen mir dann allerdings ein wenig früh. Ich erinnere mich da immer wieder an Pokal in Münster. Der HSV liegt in Karlsruhe zurück und wir führen, Teile des Blocks feiern die Leistung des HSV. Am Ende dreht der HSV das Spiel und kommt weiter und wir fliegen nach Verlängerung (?) raus. Als dann aber Grillitsch nach Konter das 3:1 aus Abseitsposition machte war auch ich überzeugt! Halbfinale wir kommen! Wir werden Deutscher Meister sein! Europapokal! Ab dann pure Feierei im Block, die auch bis weit nach Spielende anhielt. So wurde Viktor Skripnik noch das ein oder andere Mal gefeiert und die Mannschaft im sonst komplett leeren Stadion beim Auslaufen mit Laola gefeiert. Mein absolutes Highlight war aber die Tatsache, dass Wiedwald nach Abpfiff zum Feiern auf den Zaun gefordert wurde. Das ist Feingefühl. Die letzten Spiele sicher nicht die besten Leistungen, heute aber wieder einmal gezeigt, wie gut er ist und entsprechend verdient auf dem Zaun!
In diesem Sinne: Köln, Gladbach, Leverkusen, wer hat noch nicht, wer will noch mal?!
Ich würde mir ja ein Heimspiel oder Finalprobe gegen die Hertha in Berlin fürs Halbfinale wünschen!
Wollen wir auch noch kurz auf unsere Freunde aus Leverkusen zu sprechen kommen:
Auf Heimseite mit Einlaufen der Mannschaft jede Menge Fahnen. Sah gar nicht schlecht aus. In der Folge aber der harte Gegensatz. Leverkusen absolut gar nicht zu hören und außer bei der Führung auch keinerlei Bewegung in der Heimkurve. Ziemlich peinliche Nummer, die da der Zitronenmann ablieferte. Apropos Zitronenmann. Wer heute auf neue spannende Spruchbänder seitens der Ballermann-Ultras wartete, wartete vergebens, irgendwie schade 🙁
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!
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