Von Bremen ging es also wieder mal per Fernbus nach Hamburg. Da leider sämtliche Steckdosen im Bus ausgefallen waren, musste schon jetzt meine Powerbank für neue Energie sorgen. In Hamburg angekommen dann per Facebook erfahren, dass auch 4x ACU zum Derby und auch meinem zweiten geplanten Spiel fährt, also erstmal Treffen für den folgenden Tag ausgemacht. Nach knapp 2 Stunden Aufenthalt am Hamburger ZOB, begleitet von vielen HSV- und Schalkefans, die das abendliche Spiel live im Stadion erlebt hatten, ging es dann gegen 23:50 weiter im Bus nach Kopenhagen, dessen Fahrt sich aufgrund einer Diskussion über fehlende Ausweise mancher Mitreisender etwas verzögerte. Bei Verlassen der Fähre in Rødby dann das erste Highlight der Tour. 2 Mitreisende fehlten, wobei der eine dann kurz drauf kam mit der Frage, ob der Bus nicht noch kurz warten könnte. Als vorderstes Fahrzeug auf der Fähre natürlich schwer möglich, also rausgefahren aus der Fähre und im Hafenbereich auf die beiden gewartet, die dann fünf Minuten später dann auch angelaufen kamen. Und wieso waren sie nicht pünktlich am Bus? Der eine hatte gerade noch 400 Euro am Spielautomaten gewonnen und musste sich das Geld natürlich erst auszahlen lassen, verständlich dass man dann nicht sofort zum Autodeck rennt, wenn das Signal ertönt. Kurz drauf dann auch die zu erwartenden Grenzkontrolle durch die dänische Politi. Da eine Frau aus Somalia ohne Papiere an Bord war, verzögerte sich die Weiterfahrt noch einmal etwas, aber nach etwa 10-minütiger Diskussion und Versicherung ihrerseits, weiter nach Schweden zu fahren, durften wir dann auch weiter, schon ein wenig kurios alles. Ankunft in Kopenhagen dann gegen 5 Uhr und versucht, mir am Bahnhof die Zeit ein wenig zu vertreiben, was mehr schlecht als Recht funktionierte und mich dazu bewog, mit dem vorher gekauften 24h-Nahverkehrsticket eine kleine Bustour zu machen, die mich zunächst zum Zoo führte, ohne auch nur ein Tier zu sehen um dann anschließend auch noch zum Flughafen zu fahren und kein einziges Flugzeug zu sehen. Klingt komisch, aber was tut man nicht alles, um Zeit totzuschlagen und es dabei angenehm warm zu haben. Zurück am Hauptbahnhof dann auch schnell festgestellt, dass die heutige Amtssprache in Bahnhofsnähe deutsch war, jede Menge Hopper, die wohl die selbe Idee wie ich hatten, mit dem Unterschied, dass ich regelmäßig Brøndby verfolge und das ganze eher als Spiel einer meiner Mannschaften verbuche.
Aufgrund zu erwartender zahlreicher Sperrungen ums Brøndby Stadion herum wurde früh die S-Bahn Richtung Glostrup genommen, auch um den zahlreichen FCK-Fans aus dem Weg zu gehen, die sicher den selben Weg nutzen würden. Dies lief dann eher semioptimal, da direkt die erste Station nach Start eine Ladung Rude Boys Kopenhagen am Bahnsteig wartete, welche es sich zum Glück spontan aber anders überlegten und lieber die nächste Bahn nehmen wollten. In Glostrup in den vollen Bus Richtung Stadion, dort vorbei an Sichtblenden, bestehend aus Bauzäunen und blauen Folien, direkt weiter Richtung Heimseite, um noch ein wenig Ausschau nach Derbyartikeln zu halten, leider keine Sonderartikel zum Derby gefunden, nur Flyer mit Infos zur Spende per SMS für die geplante Choreo. Im Fanshop schnell noch Matze den Pin gekauft, den er beim PAOK-Spiel nicht gefunden hat. Beim Rausgehen dann passend zur Ankunft des FCK-Busses vor dem Fanshop gewesen. Schon sehr lustig, dass man alles mit Sichtschutz absperrt aber dann den Bus daran vorbei Richtung Haupteingang schickt, nur in Begleitung zweier Motorradpolizisten, entsprechend viel Gepöbel von Brøndby Fans.
Mit Einlass ins Stadion erstmal die Aachener besucht, die mit Block T18 Plätze ziemlich nah am Gästeblock gebucht hatten, daher einen guten Blick auf die Kopenhagener Fans hatten. Diese waren mit einheitlich weißen Shirts im Unterrang und blauen im Oberrang und für die Choreo zusätzlichen blauen Müllsäcken o.ä. als Überzieher im Unterrang, gut als FCK-Fans zu erkennen. Was sehr positiv auf beiden Seiten auffiel ist, dass jeder einzelne Spieler beim Warmmachen vor dem Spiel mit Gesängen begrüßt wurde, sollte man bei Werder auch mal machen. Leider wurde ich dann relativ schnell durch die Besitzer der Plätze neben den Aachenern zu meinem Platz in Block T21, ebenfalls Oberrang, aber Richtung Heimkurve, vertrieben. Dort saß ich leider genau hinter der großen Heim-Choreo, die aus einer Art römischen Arena bestand, in der ein Gladiator gegen einen Löwen (Wappentier des FCK) kämpft und diesen schlussendlich besiegt und den abgetrennten Kopf präsentiert, das ganze über die komplette Heimkurve und Teile der Haupt- und Gegentribüne untermalt von mehreren Fackeln. Ich konnte das ganze aufgrund der Gladiatorenarena vor meiner Tribüne leider nur im Livestream sehen, den die beiden neben mir auf ihrem Handy verfolgten, wirkte schon beeindruckend. Gleichzeitig wurde vor dem Gästeblock von dort anwesenden Brøndbyfans viel gelber Rauch gezündet, so dass der Gästeblock erstmal ziemlich eingenebelt war und deren Choreo erst später richtig zu sehen war, klarer Punkt an Brøndby. Die Choreo des FCK bestand zunächst im Oberrang aus blauen Pappen + weißem Logo, im Unterrang aus weißen + blauem Logo und vor den Blöcken Spruchbändern „For evigt hvid“-„Tilhører FCK!“ (beide weiße Schrift auf blauem Hintergrund), dann Wechsel der Farben durch Umdrehen der Pappen und unten Wechsel des Spruchbandes zu „For altid blå“ (blaue Schrift auf weißem Hintergrund), anschließend weiß-blaue Fahnen im gesamten Block und Wechsel der Spruchbänder „Hele København“ (oben, blau auf weiß) „Tilhører FCK!“ (unten, weiß auf blau). Schon nett anzusehen. Die weiß-blauen Schwenker wurden dann in den Nachbarblock neben dem Gästeblock geworfen, in dem sich weitere FCK-Fans befanden, die die blauen Bahnen als Abgrenzung spontan zur Seite schoben und sich quasi neben den Gästeblock gestellt haben, um anschließend die Bahnen wieder neben sich hin zum Heimbereich neu auszulegen.
Auf Heimseite viele Spruchbänder, die durch einzelne Fackeln untermalt waren, sowohl gegen den FCK als auch die Polizei. Gästeblock mit Spruchband „Overdreven magt og tyranni – ingen dialog med vestegnens politi“ (Bedarf wohl keiner Übersetzung) + Tafeln mit „13“ im Oberrang und leider recht wenigen „12“er Tafeln im Unterrang. Zur zweiten Halbzeit große Pyroshow auf Kopenhagener Seite mit vielen roten Fackeln. Interessant dabei, dass die mit Sturmhauben vermummten Fans direkt neben Ordnern stehen und Fackeln zünden und die Ordner keinerlei Reaktion zeigen.
Stimmung zu Beginn vor allem auf Gästeseite dank guter Trommler und geschlossenem Auftreten sehr gut, bei Brøndby nur eine kleine Gruppe über dem mittleren Mundloch aktiv, mit zunehmendem Spiel aber deutlich lauter und zweite Halbzeit gute Lautstärke und abwechslungsreiche Gesänge. Nach dem 1:0 Siegtreffer Heimseite dann am durchdrehen und wieder viele Fackeln. Derbysieger!
Das kurioseste passierte aber zu Beginn des Spiels auf dem Platz. Ein Kopenhagener Spieler wurde von seinem gegenüber rüde umgetreten und der Schiri zog sofort rot für den Brøndby-Spieler. Als er dann aber bemerkte, dass er die rote Karte in der Hand hatte, holte er so schnell er konnte die gelbe Karte und die über die rote Karte sehr verärgerten Heimfans begannen lauthals zu lachen. Sowas habe ich in dem Sinne auch noch nicht erlebt.
Nach dem Spiel mit den Aachenern zu deren Auto gelaufen, um mit ihnen nach Farum zum zweiten Kick des Tages zu fahren. Dabei sind wir noch zwei mal den abreisenden FCK-Fans in Polizeibegleitung begegnet, wobei die Polizei teilweise sehr orientierungslos wirkte und auch die vorher groß angekündigte Fantrennung wenig funktionierte.
An dieser Stelle möchte ich es noch einmal wiederholen: Derbysieger!