Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

FSV Mainz 05 – Werder 1:3, Sa. 24.10.15, 30837 Zuschauer (etwa 3000 Gäste)

Auswärtsspiel in Mainz, da war doch was? Richtig, vor knapp einem Jahr gab Viktor Skripnik sein Debüt als Bundesligatrainer gegen die 05er, wir gewannen am 01.11.2014 mit 2:1. Die Zeichen standen also trotz 5 Niederlagen in Folge nicht so schlecht, doch wer glaubte nach den letzten Spielen schon an einen Sieg?

Für mich hieß es wegen Sparpreisen der Bahn mal wieder 4:45 aufstehen und 6:30 den Zug Richtung Frankfurt nehmen. Wird eindeutig Zeit für die Bahncard 100 und Fahrten zu humaneren Zeiten, aber was tut man nicht alles für den geliebten, grün-weißen Sportverein. In Wolfsburg dann natürlich direkt mal 15 bis 20 Mann Commando Ultra WOB auf dem Weg zum Auswärtsspiel in Darmstadt zugestiegen. Später trotteten sie dann beleidigt durch den Zug, weil die Zugbegleiterin sie wohl laut Aussage des einen aus dem Boardbistro geworfen hat, schon irgendwie zum schmunzeln. Gegenüber manch anderen Fußballfahrern verhielten sie sich aber erstaunlich zivilisiert und hielten selbst im Ruhebereich die Klappe. Der Ruhebereich wurde dann scheinbar auch auf den Bahnsteig in Frankfurt ausgeweitet, von 20 Mann gerade mal 2 Leute bei einem kurzen VfL dabei, da geht mehr. Aber zurück zuden richtigen boys in green.

Durch die frühe Bahnfahrt entsprechend auch mehr als zeitig am Stadion gewesen und dort noch ein paar nette Gespräche über das heutige Spiel mit einem Mainzer Ordner geführt. Mein Tipp eines deutlichen Auswärtssieges wurde natürlich mit einem Lacher gekontert und sich auf ein 1:1 geeinigt, Bremer sind ja bescheidene Leute. Zwischenzeitlich kamen Infamous und Co an und nutzten die Unterführung zwischen Drehkreuzen und Blockeingang zur Probe des neuen „Sportverein Werder Bremen“-Gesang. Klang aufgrund der Akustik von draußen ganz nett.

Nach Einlass, Platzssuche im Block und Co sollte es dann auch pünktlich um 15:30 losgehen. Schon die ersten Minuten machten deutlich, dass Werder wohl endlich begriffen hat, dass die letzten Spiele nicht so pralle waren. Von Anfang an wurde ordentlich in die Zweikämpfe gegangen und richtig hart gefightet. Glück dabei für uns zu Beginn, als ein Mainzer Spieler mit ein wenig viel Körpereinsatz unserer Abwehr im 16er gelegt wurde. Der Schiri ließ weiterspielen, hätte man wohl auch pfeifen können. Ab dann kombinierte unser Team in weiß (ich dachte vorher eigentlich, wir würden ob der Heimfarben rot und weiß vielleicht in grün spielen) immer besser und kam zu ersten Chancen. Gabs lange nicht mehr. In der 39. Minute gab es dann ein wenig hin und her vor dem Mainzer Tor. War es die letzten Spiele noch so, dass wir am Versuch, den Ball ins Tor zu tragen, scheiterten, machte es diesmal Ujah schlussendlich besser und wir lagen 1:0 vorne. Und was macht der Kerl? Statt groß zu jubeln, rennt er sofort zu Viktor Skripnik und umarmt ihn, sehr, sehr geile Aktion, die deutlich macht, dass die Mannschaft hinter dem Trainer steht. Auch aus dem Block kamen immer wieder „Viktor Skripnik“-Gesänge, so muss das sein! 5 Minuten später dann auch das 2:0, wieder durch Ujah. Mainz wirkte zu dieser Zeit total verunsichert und da der nette Schiedsrichter, der, wenn wir ehrlich sind, in Halbzeit 1 auch ein wenig für uns gepfiffen hat, eine etwas längere Nachspielzeit anzeigte, nahm sich Grillitsch auf der linken Seite ein Herz, zog an allen vorbei und behielt dabei das Auge für den freistehenden Bartels, der nur noch einschieben musste. Solche Kombinationen hatte man als Bremer schon gar nicht mehr auf dem Schirm.

In Halbzeit 2 ließ man es dann wieder ein wenig ruhiger angehen. Die Zweikämpfe liefen weiter ganz gut, aber so richtige Ideen nach vorne gab es nicht. Pizarro, der 82. Minute kam, hatte noch eine Riesenchance, als er frei vorm Tor war, konnte diese aber nicht nutzen. Auch sonst war von ihm die paar Minuten Spielzeit leider absolut nichts zu sehen. Unnötigerweise fiel dann in der Nachspielzeit dann auch noch das Gegentor zum 1:3, was bedeutet, dass Wiedwald nun in allen 10 Ligaspielen mindestens ein Tor kassiert hat. Respekt an Torschützen Muto, der sich nach dem 1:3 in der 90. Minute den Ball schnappt und zum Mittelkreis rennt. Da kennt wohl jemand uns und unsere Verunsicherung nach Gegentoren. Brachte dann natürlich nichts mehr ein und bedeutete für uns mal wieder einen Auswärtssieg und ein breites Grinsen im Gesicht!

Im Block postierten sich Intesa, UTB, Infamous und Caillera im Bereich unterhalb des Eingangs am Zaun, Wanderers und HB Crew standen oberhalb des Eingangs und die Ultra Boys, die wohl ein wenig spät kamen, ganz ungewohnt fast ganz oben im Block. Sicher ein mal neuer Platz für deren Zaunfahne. Stimmungsmäßig empfand ich es heute mehr als durchwachsen. Wurde zu Beginn bei „Werder Bremen allez“ und den Sprechchören für Viktor Skripnik noch gut mitgemacht, kam beim folgenden „Sportverein Werder Bremen“ weiter oben eigentlich gar nichts an. Könnte natürlich einerseits daran liegen, dass das Lied neu ist und kaum jemand den wirklich anspruchsvollen (NICHT!) Text beherrschte, andererseits blieb es oben auch in der Folge erstaunlich leise, wenn man bedenkt, dass wir Ende der ersten Halbzeit 3:0 führten. Da bleibt noch viel Luft nach oben. Ich hätte es ja verstanden, wenn man nach den letzten Spielen nicht in totale Euphorie verfällt, wenn man dann aber sofort Gesänge wie „Deutscher Meister wird nur der SVW“ und „Der SVW ist wieder da“ vernimmt, zieht das Argument wohl kaum. Auch mit Beginn der zweiten Hälfte dann erstmal wieder ein „Der SVW ist wieder da“, finde ich ja eher unangebracht, wenn man nach 5 Niederlagen 1x zur Halbzeit führt. Die Hüpfeinlagen klappten dafür erstaunlich gut und ab der 75. Minute schien dann jeder Bremer gemerkt zu haben, dass es heute was werden kann und hat die Mannschaft entsprechend lauter angefeuert. Könnte natürlich auch an dem ein oder anderen Klassiker wie „Wo die Weser einen großen Bogen macht“ liegen. Mit Abpfiff dann nur noch Jubel und auch Viktor Skripnik und Ujah wurden noch ein wenig gefeiert. Gerne mehr davon in den nächsten Spielen.

Nachdem ich die letzten Wochen fleißig alte Druckerpresse Sammelbände und das neue Druckerpresse Heft der Handkäsmafia gelesen habe (klare Kaufempfehlung, wer’s noch nicht hat!), hatte ich mir ja eigentlich vorgenommen, heute mal besonders auf die Mainzer Fans zu achten. Zu Beginn gab es ein Spruchband der Ultraszene Mainz mit dem Schriftzug „Mainz 05 – du wirst Sieger sein!“, wurde heute wohl eher nicht erhört. Apropos hören: leider muss ich wie so ziemlich jeder Schreiberling sagen, gehört hab ich von Mainzer Seite nichts, Fahnen waren aber natürlich dauerhaft im Einsatz. Was mir optisch allerdings nicht so zusagt ist die hohe Zahl an optisch gleich aussehenden Fahnen der USM (diese rot-weiß-goldenen). Auch wirkte die Schalparade gegen Ende des Spiels ein wenig löchrig, irgendwie war nur der von uns aus linke Haufen dabei, rechts und bei HKM dauerte es doch ein wenig. Ansonsten gibt es nicht viel über die Mainzer zu sagen, ich mag die Szene, kann aber weder positives noch negatives zum Spiel sagen. Auch das in vielen Druckerpressen (wie ist da der Plural?!) angesprochene Problem des dauerquatschenden Stadionsprechers konnte ich diesmal nicht so wahrnehmen, war die letzten Jahre deutlich schlimmer. Nervend finde ich dagegen weiterhin das You’ll never walk alone zu Beginn. Mag ich das Lied eh schon nicht, wirkt es bei einer so kleinen Szene wie Mainz schon irgendwie komisch. Richtig lächerlich fand ich auch die Halbzeitshow mit Alphornbläsern und 2 Vögeln, die rot-weiße Fahnen durch die Luft warfen. Soll wohl laut Sportschaubericht irgendwas mit dem Trainer zu tun gehabt haben, für mich einfach total unnötig, gibt bessere Möglichkeiten, solche wirklich nicht negativen Traditionen zu pflegen. Passend dazu störte der ununterbrochene Almabtrieb der Schweizer Mainz 05-Fans mit ihren Kuhglocken, wir sind hier nicht beim Skispringen oder der Tour de France.

Alles in allem ein positiver Tag, endlich mal wieder 3 Punkte und Selbstvertrauen gesammelt fürs Pokalspiel gegen den FC Köln am Mittwoch! Dann auch hoffentlich wieder mit besserer Stimmung im gesamten Stadion und nicht nur im Ultrabereich.

 

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