Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

SV Darmstadt 98 – Werder 2:1, Di. 22.09.15, ausverkauft (etwa 2500 Gäste)

3 Tage nach der unglücklichen Niederlage gegen Ingolstadt hieß der Gegner heute Darmstadt. Unter der Woche nach Darmstadt reisen, es gibt schöneres. Wenn ich aber bedenke, dass ich vor ein paar Jahren noch einen Besuch am Böllenfalltor mit Werders Zweiter wegen Prüfungen absagen musste und in der Saison 12/13 vorm Spiel Aachen-Darmstadt noch mit den Darmstädtern zusammen am Kölner Hauptbahnhof Nazis verjagt habe und wir nun in einer Liga spielen, war die Vorfreude und Motivation doch da! Außerdem fehlte mir das Stadion am Böllenfalltor neben dem Ingolstädter weiterhin zur Komplettierung von Liga 1.

Die Anreise sollte diesmal alleine mit der Bahn erfolgen, bevor ich mich am Stadion mit den Stuttgartern treffen wollte. Dank frühzeitiger Buchung noch zu Zeiten der 19€ Tickets und dem 2 Tage vorher bei mydealz entdeckten Preisfehler für Reservierungen auf der ÖBB-Seite (es war zeitweise möglich, über die ÖBB Seite Sitzplatzreservierungen in ICE der DB kostenlos zu reservieren) ging es also für 14,25€  inkl. Reservierung von Berlin nach Darmstadt. Vorher erst noch ein wenig drüber aufgeregt, dass meine Reservierung nur für ein Abteil ging, war ich dann später ziemlich zufrieden, dieses mit nem Mädel und ihren 2 Hunden zu teilen. Bei Ankunft zum Umstieg in Frankfurt sah ich dann zwar selbst wie ein Hund aus, hatte aber sehr viel Spaß (tausend mal cooler als ein Großraumwagen voller Menschen!). Nach Umstieg in Frankfurt dann auch ziemlich früh in Darmstadt angekommen und mit Bus + anschließendem Fußweg schon knapp 2 Stunden vor Anpfiff am Stadioneingang eingetroffen.

Da die Stuttgarter noch im Stau steckten, schon einmal rein und dabei ein wenig Verwunderung. So wollte der Ordner bei der Gepäckabgabe von mir, dass ich meine Tasche, die ich abgeben wollte, trotzdem einmal durchsuchen lasse. Natürlich totaler Quatsch, was dann auch der Oberordner gegenüber seinem Kollegen mit den Worten „Glaubst du, der hat da ne Bombe drin? Wenn er abgeben will, muss die Tasche natürlich nicht kontrolliert werden“ anmerkte. Drinnen dann noch kaum was los und so konnte in Ruhe das altehrwürdige Stadion am Böllenfalltor betrachtet werden. Schon richtig schick, bis auf die überdachte Haupttribüne besteht das komplette Rund (ja, hier gibts keine Ecken wie bei heutigen 0815-Stadien) aus unüberdachten Stehplätzen. Die Blöcke wirken dadurch riesig. Wieso sind nicht alle Stadien so? Klar weiß auch ich ein Dach bezüglich Akustik und gegen den Regen, den es heute geben sollte, zu schätzen, aber so viele Stehplätze ist einfach nur geil! Nach und nach trafen dann immer mehr Fans ein und Wanderers begannen am Zaun mit den Vorbereitungen einer Choreo. Die Stuttgarter standen weiterhin im Stau, so dass sich deren Ankunft bis 10 Minuten vor Anpfiff hin zog, entsprechend voll war das Stadion dann schon und man musste mit den restlichen freien Plätzen vorlieb nehmen. Auch UTB, Caillera und Infamous kamen erst kurz vor Anpfiff an, der Feierabendverkehr scheint also mehreren Leuten einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben. Das späte Ankommen von Teilen der Fans in Verbindung mit schon vorher verteilten grünen und weißen Fähnchen sorgte dann sicher auch für einige Lücken ohne Fähnchen im Block.

Die Choreo zu Beginn des Spiels bestand aus zwei Spruchbändern am Zaun „Alte Gemäuer, kalte Duschen, schlechter Rasen, keine Mittel, Stehplätze und Ehrenamt“ und einem „Das ist Fußball“, was neben den angesprochenen Fähnchen mit einer Pyroshow unterlegt wurde. Wirkte auf Bildern sehr nett, aus dem Block selbst kaum zu beurteilen. Leider ebbte die Stimmung nach der Choreo aber deutlich ab, ohne Dach kamen Ansagen und Gesänge der Vorsänger kaum im riesigen Block an. Außerdem wirkten viele Zuschauer nicht gewillt mitzusingen, viel Eventpublikum oder total besoffene Fans, die es tatsächlich 90 Minuten schafften, immer gegen die vorgegebenen Gesänge anzusingen. Die Heimseite dagegen wirkte auch dank des Daches sehr laut. Sowohl auf der vom Gästeblock gesehen linken Seite der Haupttribüne, Standort der Ultras rund um Block 1898 (Usual Suspects, Ultras de Lis etc), als auch der rechten Seite mit allerlei Kutten war es das ganze Spiel über laut und stimmungsvoll. Auch die Wechselgesänge zwischen Haupt- und Gegentribüne in Verbindung mit Schaleinsatz wirkten nett. Auf dem Feld dagegen kein allzuguter Kick. Darmstadt, wie schon Ingolstadt am Wochenende, bei jeder Berührung hingefallen, entsprechend viele Unterbrechungen. Ein wirklich flüssiges Spiel kam nicht zustande. Nach einigen Unsicherheiten auf Bremer Seite, u.a. auch bei Keeper Wiedwald, fiel der Führungstreffer für Werder doch etwas zufällig. Theo zog auf der rechten Seite bis zur Grundlinie und in den 16er und bediente Johansson, der per Kopf zum 0:1 traf. Der Block endlich mal am durchdrehen, leider nur kurz. Unser vorher stark kritisierte Neuzugang machte ab dann ein relativ gutes Spiel, viel Einsatz, auch spielerisch und immer mal wieder gefährlich. Nach einer weiteren Unstimmigkeit in unserer Hintermannschaft und einem Foul von Wiedwald gab es Elfmeter für Darmstadt, den der Ex-Bremer Wagner sicher verwandelte. Halbzeitstand 1:1.

Zur zweiten Halbzeit gab es zunächst das schon von den letzten Spielen bekannte große „Refugees Welcome“ Banner am Zaun zu sehen und kurz drauf ein „Böllenfalltorkultur erhalten“, was, wie schon die Spruchbänder zur ersten Halbzeit, auf geplante Veränderungen im Stadion am Böllenfalltor durch den Aufstieg und die damit verbundenen Auflagen von DFB und DFL, als auch einen geplanten Stadionneubau anspielt. Im Block leider weiterhin ziemlich miese Stimmung und auch die Mannschaft wirkte verunsichert. Viele Fehlpässe und nur wenige Lichtblicke. Schade, wenn man selbst merkte, wie unsicher auch die Darmstädter Abwehr spielte. Da ich den letzten Zug Richtung Frankfurt erwischen musste und dieser bereits 22:05 fuhr, musste ich zur 85. Minute aus dem Stadion und habe den 2:1 Siegtreffer von Sandro Wagner nur noch akustisch vom Stadioneingang mitbekommen. Schon erstaunlich, dass ausgerechnet ein Sandro Wagner, der bei seinen letzten Stationen kaum Einsatzzeit bekam, bei Darmstadt so gut spielt und ausgerechnet gegen uns doppelt trifft. Erschreckend aber auch, mit welch einfachen Mitteln uns 2 Aufsteiger innerhalb von einer Woche die Punkte klauen können. Den unerwarteten Sieg feierten die Darmstädter Fans so lautstark, dass selbst am Bahnhof die Gesänge noch zu vernehmen waren.

Die Rückfahrt verlief dann ziemlich unspektakulär. Mit dem Zug nach Frankfurt und von da per Nachtbus nach Berlin. Dank letztem freien Fensterplatz konnte ich zwischen den Pausen/Zwischenhalten zumindest mal ein paar Stunden Augen zu machen und erreichte Berlin so nicht total übermüdet um 6:45.  Die ein oder andere Stunde Schlaf musste dennoch noch nachgeholt werden.

weitere Bilder gibt es hier:

UTB

Wanderers