Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

TSG Hoffenheim – Werder 3:2, Sa. 24.08.19, 27333 ZuschauerInnen (etwa 2500 Gäste)

Sinsheim zählt für mich ja irgendwie zu den unattraktivsten Zielen der Bundesliga. Langweiliges Stadion, langweilige gegnerische Szene und ja, um’s Eck liegt Sinsheim auch nicht gerade. Entsprechend mau sah es auch mit der Gästezahl aus. Bereits im Vorfeld hatte so ziemlich jede Gruppe noch zahlreiche Tickets über. Quasi Extremkontrast zu Union (wer hier noch Karten loswerden möchte, gerne melden!). Am Ende deutlich mehr 9er als Busse auf dem Gästeparkplatz und auch im Block eher Leere, so dass der vordere Teil des Gästeblocks wie schon öfter durch die Zaunfahnen abgetrennt wurde. Für mich hieß Sinsheim seit längerem mal wieder Bahntour. Da ich das Spiel dort letzte Saison nach meinem Sturz und der anschließend kaputten Schulter ausgelassen hatte, war diesmal immerhin ein bisschen Motivation vorhanden. Diese wurde aber bis zum Spieltag von Tag zu Tag auch weniger. Bei sommerlichen Temperaturen und Kurze-Hose-Wetter erreichte ich ohne irgendwelche Zwischenfälle früh Heidelberg. Im Zug nach Sinsheim von so einem jungen Hoffenheimer im Casuallook, der mit seiner Gruppe unterwegs war, auf mein Refugees Welcome Shirt erstmal mit einem „och nee, solche Shirts haben mir gerade noch gefehlt“ angesprochen worden. Später gab es dann Diskussionen zu Antifa und Co. Sympathischer Haufen bei Hoffenheim. Bereits letzte Saison fanden sich auf dem Weg zum Stadion ja einige rechte Kleber, von denen man heute nur noch die Reste der „Good night left side“-Kleber erkennen konnte. Aber vielleicht kann man so fernab jeglicher Zivilisation auch einfach nichts anderes erwarten. Dabei hatte ich die Hoffenheimer Gruppen zumindest als antirassistisch in Erinnerung. Ebenso unnötig die ganzen sexistischen Schmierereien am Weg. Hier ist natürlich schwer zuzuordnen, wer der Urheber ist. Als eigene Szene hätte ich mir jedenfalls mal ne Dose gegönnt und die entfernt (außer es ist von mir selbst, aber dann bin ich halt ein sexistisches Arschloch und gehöre als solches vielleicht selbst mal in die Schranken gewiesen. Kein Fußball den Sexisten!). Die Zeit bis zum Eintreffen der Gruppen verbrachte man damit, die letzten Sonnernstrahlen des Sommers zu genießen.

Pünktlich mit Stadionöffnung ging es ins Stadion. Die Materialkontrollen am Eingang zogen sich ein wenig sehr hin, ansonsten klappte der Einlass ganz unproblematisch, obwohl wohl niemand seinen/ihren Namen auf die Karte geschrieben hatte, wie es eigentlich vorab sogar per Mail an alle Besteller*innen gefordert wurde. Während der vordere Bereich des Blocks wie bereits erwähnt abgetrennt wurde, postierten sich die Gruppen hinter ihren jeweiligen Zaunfahnen von links nach rechts vorne UTB, Intesa, Ultra Boys, Infamous und Caillera, oberhalb des Eingangs WB und HBC. Hinter dem Sitzblock hingen zusätzlich ein Weserstadion und der „Football is for you and me“-Banner. Bereits am Einlass wurden Flyer für ein neues Kurvenlied verteilt. Wer nicht vor Ort war oder keinen Flyer bekommen hat, hier der Text auf die Melodie von Kim Wildes Cambodia

Werder Bremen,
du bist mein Verein, oh SVW
Werder Bremen allez allez
Allez allez
Werder Bremen allez allez allez
SV Werder Bremen allez

Ohohoh
Ohohohohohohohohohh
Ohohohohohoh
Ohohoh
Ohohohohohohohohohh
Ohohohohohoh
Ohohoh

So richtig kam das Ganze noch nicht an. Trotz ein wenig üben vor Anpfiff wurde es während des Spiels nur einmal angestimmt. Deutlich besser dagegen schepperte das „Grün und weiß ein ganzes Leben lang“, welches zu Beginn der zweiten Hälfte locker 8 Minuten getragen wurde und auch ohne Megafon und Trommel zwischendurch richtig gut wirkte. Ebenso stark in Erinnerung bleibt das „Dich spielen zu sehen ist wie eine Sucht“ nach dem Treffer zum 2:2 in der 80. Minute. Auch sonst verschaffte man sich immer wieder Gehör, ist jetzt gegen einen Gegner wie Hoffenheim auch nicht so überraschend. Überraschend dagegen nach den bisherigen Saisonspielen, dass man tatsächlich mit einer Führung in die Halbzeit geht. Lücke traf in der 42. Minute nach einer Ecke zum 0:1. Interessant gerade deshalb, weil wir direkt vor’m Spiel auf dem Parkplatz noch diskutiert hatten, dass Werder in den Testspielen sehr gefährlich nach Ecken war. Lange hielt die Führung aber nicht. Nur 10 Minuten nach Wiederanpfiff traf Hoffenheim innerhalb von 5 Minuten zum 1:1 und 2:1. Richtig unnötig auch die gelb-rote Karte für Jojo Eggestein. Spielte aber vielleicht auch noch die Situation kurz vorher bei den Grün-Weißen mit. Nur 5 Minuten vorher wurde ein weiterer Treffer von Lücke wegen Handspiel vorher nach Videobeweis nicht gegeben. Da wird die neue Regelauslegung direkt mal gegen uns angewendet. Ja, es gibt keine Absicht beim Handspiel mehr bzw. ist diese scheiß egal. Wenn also der Hoffenheimer Lücke den Ball an den Arm spielt, ist das Hand. Total absurd aber eben korrekt entschieden! Laute „Scheiß DFB“-Gesänge aus dem Gästeblock machten die Meinung der Grün-Weißen jedenfalls klar. Sei’s drum, Mund abputzen und weitermachen. Wie man es macht, zeigte kurz drauf Osako, der zum 2:2 traf. Diesmal kein Pfiff, das Tor zählte. Die gerade zurückgekommene Euphorie wurde nur weitere 5 Minuten später leider schon wieder zunichtegemacht. Kaderabek traf zum 3:2 Sieg der Hoffenheimer. Der Hauptschuldige an der Niederlage war in Form des Schiris schnell gefunden. Ich bin ja echt kein Freund davon, den Schiri als Schuldigen darzustellen. Diesmal waren die Entscheidungen aber wirklich sehr komisch. Wäre uns Lückes Tor nicht aberkannt worden, das Spiel hätte ganz anders ausgehen können. Hätte, wäre, wenn, kommenden Sonntag gegen Augsburg müssen endlich drei Punkte her. 0 Punkte aus den bisherigen zwei Spielen können nicht der Maßstab sein, wenn man kurz vorher das Ziel Europa ausgibt. Apropos Europa: ich konnte heute im Stadion zahlreiche „Festung Europa entern“ Shirts und Kleber entdecken. Danke dafür an euch alle! Zum kommenden Heimspiel besteht weiterhin die Chance, sich mit beidem bei uns am Stand einzudecken.

Die Heimkurve war heute akustisch nur ein einziges Mal zu vernehmen. Zum Anpfiff zeigte man eine Choreo anlässlich des 120jährigen Geburtstag der TSG. Genau mein Humor, solch ein Jubiläum mit einem Club zu feiern, der erst durch viel Kohle die letzten 10 bis 15 Jahren hoch kam und entsprechend keinerlei Tradition besitzt. Ansonsten fiel man nur durch 2 Solispruchbänder auf, zu denen mir die Hintergründe fehlen. Einem „Den Stecker zieht dir keiner, Spannung halten Henryk“ folgte ein „Wenn sich von heute auf morgen alles ändert, zeigt sich der wahre Kämpfer. Hoffema geben niemals auf. Stark bleiben Torro.“ Bereits vor dem Spiel berichtete der Stadionsprecher von einem ausliegenden Buch für Genesungswünsche. Richtig nervig heute aber vor allem die ständigen Videos, welche Fluchtwege man im Notfall zu nutzen hat. Klar ist so ein Thema wichtig, aber vor dem Spiel mehrmals, während der Pause und sicher auch noch mal nach dem Spiel? Ich kann ja verstehen, dass man beim Hoffenheimer Spiel und der Szene flüchten will, aber so oft?!

weitere Fotos gibt es hier:

Infamous

Wanderers