Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

VfB Stuttgart – Werder 2:1, Sa. 29.09.18, 58569 ZuschauerInnen (etwa 4500 Gäste)

Die Euphorie vor’m heutigen Spiel beim VfB aus Stuttgart aufgrund der aktuellen sportlichen Leistung und damit einhergehenden Tabellensituation trotz weiter Anreise relativ hoch. Kennt man von Stuttgartspielen ja nicht unbedingt. Wir spielen dort meist scheiße oder zumindest das Ergebnis ist scheiße, der Ordnungsdienst ist Mist und auch sonst gibt es wenig Positives aus den letzten Jahren zu berichten, wenn man mal von viel grünem Rauch im letzten Jahr absieht. Ohne vorweg zu greifen sei schon mal so viel gesagt, dass sich viele der genannten Punkte auch dieses Jahr nicht geändert haben. Für mich sind Stuttgart-Reisen im Allgemeinen immer komisch. Ich habe in der Stadt insgesamt 6,5 Jahre für Zivildienst und Studium gewohnt, dort vor etwas mehr als 10 Jahren mit den regelmäßigen Werder-Fahrten (zunächst nur auswärts) begonnen und dennoch kann ich mir knapp 5 Jahre nachdem ich dort weg bin so gar nicht mehr vorstellen, dort noch einmal zu wohnen.

Für den Großteil der Grün-Weißen ging es heute per Auto und 9er gen Süddeutschland, entsprechend gering war die Zugfahrerzahl morgens um 7:15 Uhr am Bremer Hauptbahnhof. Zwischen Hamburg und Hannover war wohl ein Güterzug liegen geblieben, so dass sich die Weiterfahrt unseres aus Hamburg kommenden ICE  nach Stuttgart verzögerte und dieser zwischenzeitlich immer mehr Verspätung sammelte. Am Ende waren es fast 50 Minuten und auch die zwischenzeitlich prophezeite neue Ankunftszeit von 13:12 konnte nicht mehr gehalten werden. Vielleicht lag es auch an den Zivis, die natürlich wieder mal die selbe Verbindung nehmen mussten.

In Stuttgart eigentlich jedes Jahr das selbe Bild. Wieso muss die DFL ihren Spielplan eigentlich immer so zusammenbauen, dass wir entweder zu Frühlingsfest oder Wasen in Stuttgart spielen? Dieser Trachtenmist nervt nicht nur in Bayern! Immerhin stieg der Großteil der Wasenbesucher genau in die S-Bahn vor unserer, so dass man die zwei Stationen sogar sitzen konnte und dann doch noch rechtzeitig am Gästeblock ankam. Andere waren da weniger erfolgreich. Während Infamous so 15 Minuten vor Anpfiff drin war, brauchten die anderen Gruppen deutlich länger. Der Ferienverkehr wurde wohl etwas unterschätzt, dazu einige Staus, entsprechend kamen z.B. UTB und Intesa erst zur 25. Minute in den Block und man begann erst anschließend mit der gesamten Zaunbeflaggung. Der Ordnungsdienst ist in Stuttgart wie schon angedeutet ja nicht unbedingt der Beste, was man sich heute aber alles leistete, war schon peinlich. Noch draußen bekam man mit, wie lange man in Stuttgart zur Kontrolle eines Spruchbandes zur Vereins-/Trikotfarbenproblematik brauchte. Das „Werder ist grün-weiß“ wurde seitens der HB-Crew dann zu Beginn des Spiels im oberen Teil des Stehblocks präsentiert. Größere Probleme gab es laut Twitter auch mit einem „Erdogan not welcome“ Banner. Die übliche Diskussion bezüglich Material braucht man ja eigentlich in Stuttgart nicht noch extra erwähnen. Auch heute hieß es irgendwann wieder keine weiteren großen Schwenker ins Stadion. Was soll der Scheiß? Mindestens genauso sinnfrei, eine Gepäckabgabe am Stadion anzubieten (die Schließfächer waren dank Wasen natürlich alle voll), wenn dort nur Sachen abgegeben werden dürfen, die auch ins Stadion dürften. Flaschen und Co sollten vorher entsorgt werden. Nach längerer Diskussion durften dann wenigstens unsere Rucksäcke MIT Getränken in die Abgabe und der Blick bei unserer Antwort auf die Aussage „ihr fahrt wohl nicht so oft auswärts, das ist in jedem Stadion so“ war fast alleine den Spielbesuch wert. Falls der VfB aus irgendeinem Grund über diesen Text stolpert: ja, wir fahren zu jedem Spiel und geben auch an sehr, sehr vielen Stadien die Taschen ab und außer diese Saison Worms gab es noch nie Diskussion darüber, ob man Flaschen und Co abgeben darf, das ist der Sinn einer Gepäckabgabe, dass man nach dem Spiel für die Rückfahrt noch Essen/Trinken hat und nicht alles am Bahnhof kaufen muss.

Verwunderung auch im Stadion. Lag allerdings am Wetter. Die Sonne stand genau vor’m Block und so darf wohl ein Großteil von Infamous, Caillera, UTB, Intesa und Ultra Boys, welche wie üblich alle vorne am Zaun standen, Montag Chef*in oder Familie erklären, wo man denn im Urlaub war bzw. wo man sich den Sonnenbrand eingefangen hat. T-Shirt-Wetter Ende September! Und das bei angekündigten 10 bis 16 Grad. Ich bin wohl nicht der Einzige mit nur einer 4,0 in Meteorologie im Studium. Doppelhalter und kleine Schwenker als Sonnenschutz sind jedenfalls super und so war das Material zumindest im rechten Bereich des Blocks dauerhaft im Einsatz. Die Mitmachquote ist ja bei Stuttgartspielen meist eher nicht so gut, entsprechend gab es auch heute wieder ein bis zwei skeptische Blicke der Vorsänger. Gut, wenn man vorne drin steht, ist es echt schwer, die Stimmung überhaupt zu beurteilen. Mir hat es aber trotz des Spielverlaufs und der Tatsache, dass ich vom Spiel genau Null gesehen habe, echt Spaß gemacht. Liedauswahl diesmal eher weniger langes „Dich spielen zu sehen ist wie eine Sucht“ sondern eher kürzere bekanntere (also jetzt für die Stadiongänger, die alle paar Spiele mal ins Stadion gehen) Lieder. In so einen richtigen Rausch kam man diesmal zwar nicht, dürfte aber natürlich auch am Spielstand gelegen haben. Gegen Ende des Spiels merkte man jedenfalls so ziemlich jeder und jedem die Anspannung an. Trotzdem wurde bis zum Ende im Block alles gegeben! Ein dummes Tor und wir hätten zumindest einen Punkt geholt. Was wurde vor dem Spiel nicht alles gesprochen und geschrieben. Bayern gestern verloren, wir könnten bis zum Abendspiel Tabellenführer sein. Nichts war’s. Werder spielerisch mit echt guter Leistung (habe ich dann vorhin bei Bundesliga pur gesehen), zahlreichen gut heraus gespielten Angriffen und auch zwei Alutreffern durch Eggestein und Pizarro. Aber was nützt es, wenn man seine Chancen nicht nutzt und hinten bei Kontern 2 bis 3 Mal nicht gut aussieht und sich dabei 2 Buden fängt. Klar, am Ende hat uns Pavlenka die Chance auf den Punkt bis zum Schluss erhalten, aber da war das Motto eben schon „Alles auf Sieg“. Kurios natürlich unser Treffer zum zwischenzeitlichen Ausgleich. VfB-Torwart Zieler mit Schuh und Stutzen beschäftigt, wirft sein Mitspieler den Ball beim Einwurf zu ihm und der geht nach leichter Ballberührung Zielers ins Tor. So ist Werder wohl das erste Team der Bundesliga, dass sowohl ein Einwurftor (lang, lang ist’s her) erzielt hat als auch durch ein Einwurf-Eigentor des Gegners zum Torerfolg kam. Im Stadion selbst habe ich das ebenso wenig wahrgenommen wie die Gelb-rote schon nach 36 Minuten für Vejkovic, von der ich erst in der Halbzeit von meinen Nachbarn erfuhr. Vejkovic tut sich aktuell echt etwas schwer. Gegen Nürnberg die Tore (inkl. des nicht gegebenen) verschuldet, auch sonst die letzten Spiele nicht wirklich gut, dann letztes Spiel das Tor gemacht und heute wieder durch unnötige Foulspiele aufgefallen. Vielleicht tut ihm die Zwangspause gut. Und was bleibt sonst festzuhalten? Stuttgart ist einfach kein gutes Pflaster. Bei insgesamt 16 Besuchen des Stadions dort (11x Werder, 1x St. Pauli, Rest sonstige) nur 2 Siege für die Richtigen, keine tolle Quote.

Die Heimkurve zeigte heute zu Beginn ein großes Chaos-Intro mit Fahnen, Folienbahnen, Luftschlangen, Konfetti, Wasserbällen und Luftballons unter dem Motto „Cannstatter Chaos Club seit 125 Jahren“. Sah schon echt beeindruckend aus, in welcher Dichte dort mit Material umgegangen wird. Aber kennt man ja schon von den Spielen bei den Schwaben. Die besitzen einfach unglaublich viel Material und nutzen dieses auch sehr regelmäßig. Akustisch kann ich sie heute dagegen absolut gar nicht beurteilen. Ich habe sie kein einziges Mal wahrgenommen, nur einmal ein gemeinsames Klatschen des Stadions. Neben einem Spruchband in Richtung DFB zur EM-Ausrichtung vom Schwabensturm gab es das alljährliche „Bazitrachten raus aus Stuttgart“ Banner vom CC. Auch im Heimbereich kommen Lederhose und Dirndl eben nicht so doll an. Dass man dann sogar im Gästeblock mit sowas rumrennen muss, sehr fragwürdig.

Die Rückfahrt dann mal abgesehen von bescheuerten Lebkuchenherzen der Bahn in der Lounge (müsst ihr tatsächlich auf diesen Zug (passt ja) aufspringen?!) gut verquatscht bzw. verschlafen und so war man kurz nach Mitternacht auch wieder in Bremen.

Nach kurzer Euphoriebremse heute heißt es dann bereits Freitag gegen WOB wieder angreifen!

Spruchbänder heute:

„Werder ist grün-weiß“ – HB Crew

„Erdogan not welcome“

 

Bilder gibt es hier:

Infamous

Wanderers