Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Werder -1. FC Köln 1:0, Mi. 28.10.15, 40052 Zuschauer

Heimspiel im Pokal, wann gab es das zuletzt? Die Auslosung hatte uns am heutigen Abend tatsächlich ein Heimspiel beschert, das erste im Pokal seit dem 23.03.10, als wir im Weserstadion Augsburg mit 2:0 schlugen und damit das Finale in Berlin klarmachten, was wir anschließend leider gegen Bayern verloren. Nichtsdestotrotz liest sich die Statistik zu Hause nicht so schlecht und entsprechend konnte nach dem Sieg am Wochenende in Mainz mit voller Motivation in den Spieltag gestartet werden. Immerhin ist der Pokal der einfachste Weg, mit möglichst wenig Spielen einen Titel zu holen. Der Gegner heute sollte 1. FC Köln heißen, welcher am letzten Wochenende die Fähigkeiten des FC Bayern kennen lernte und nicht ganz so gut davonkam wie wir vor 2 Wochen.

Für mich bedeutete das Heimspiel diesmal Anreise aus der Heimat und somit auch über Köln. Um genau zu sein, sollte der Zug statt über Köln Hauptbahnhof zu fahren, diesmal über Deutz fahren. Quasi genau den Ort, wo sich am Sonntag noch 1000 Hogesa-Spinner versammelten und über 1 Stunde brauchten, unter 1000 Leuten 50 Ordner zu finden, die die Voraussetzungen nüchtern und nicht vorbestraft erfüllen.  Aber genug Erwähnung des Haufens. Um den Kölner Fans im IC nach Bremen aus dem Weg zu gehen, kam das Upgradeangebot der Deutschen Bahn für die 1. Klasse gerade recht. Schon was anderes als die üblichen Fernbustouren. Auch lustig diese skeptischen Blicke des sonstigen 1. Klasse-Publikums ob Sweatshirt, Jeans und Sneakern statt Anzug.

Auf dem Weg zum Stadion war schon aus der Entfernung das Flutlicht zu erkennen, dieses Gefühl vor einem so wichtigen Flutlichtspiel macht einfach viel mehr her als 0815-Spiele im Ligaalltag, auch wenn für mich Pokal ja gleichzeitig auch Auswärtsspiel bedeutet. Die Zeit bis Anpfiff dann damit verbracht, die neusten petites pensées und meine Dauerkarte abzuholen, die die Jungs und Mädels von Caillera fürs Bayernspiel ausgeliehen hatten (ich war ja zeitgleich bei unseren Amas in Halle). Statt anschließend früh ins Stadion zu gehen, hieß es diesmal aber erst einmal erste Halbzeit Konferenz der 19-Uhr-Spiele im Ostkurvensaal zu gucken. War ja aus Freiburger Sicht eher suboptimal, heißt für die Breisgauer also voll und ganz auf den Aufstieg konzentrieren. Der Bericht zum Mainzspiel aus Caillera Sicht brachte mir dann aber doch wieder ein schmunzeln ins Gesicht. Schon lustig, dass diese von einer richtig guten Stimmung ab den Toren sprechen, wo ich in meinem Bericht die Stimmung als eher schlecht beschrieben habe. Wie unterschiedlich doch das Empfinden sein kann (und ja, bei den Ultras war die Stimmung gut, in dem Bericht fehlte mir aber die Info, dass sich beschriebene Stimmung eben auch nur auf diesen Bereich und nicht auf den gesamten Gästeblock bezog).

Im Stadion dann auch ein etwas ungewohntes Bild. Ist man von den Auswärtsspielen im Pokal ja gewöhnt, dass heimische Sponsoren aus Vertragsgründen abgeklebt oder überhangen werden, so wirkte das für mich am heutigen Abend im Weserstadion wirklich komisch, obwohl es ja eigentlich postiv ist, wenn nicht die gesamte Tribüne mit Werbebanden vollgepflastert ist. Netter Nebeneffekt der abgedeckten Werbebanden, vorm Oberrang der Ostkurve war Platz für jede Menge große Banner. So hingen die Banner „Sport-Verein Werder Bremen von 1899 e.V.“, „Refugees welcome“, „Free Valentin“ und „Kein Fußball den Faschisten“ über unseren Köpfen, gerne öfter! In der Ostkurve war es trotz Abendspiel unter der Woche schon vor Anpfiff sehr voll.

Auf dem Feld war es zu Beginn ein recht ausgeglichenes Spiel, beiden Mannschaften merkte man an, dass es um was geht. Insgesamt hatte Werder wohl etwas mehr vom Spiel und konnte die leichte Überlegenheit in der 23. Minute auch durch Ujah nutzen. Wie auch gegen Mainz also wieder unser Neuzugang und wieder gegen einen seiner Ex-Vereine. Im Gästeblock kam dies natürlich nicht sonderlich gut an, irgendwie verständlich, wenn man bedenkt, dass Ujah in Köln ein Fanliebling war und sich auch mal im Block hat blicken lassen. Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte wusste ein weiterer Spieler, wie schon in Mainz, zu überzeugen. Grillitsch sorgte auf der Außenbahn wieder für einige positive Momente und als Vorlagengeber für die ein oder andere gefährliche Situation, welche leider nicht im 2:0 mündete. Es ging also verdient mit 1:0 in die Halbzeit, aus welcher die Kölner deutlich besser herauskamen. Werder wie so oft eher in Ergebnisverwaltungshaltung. Dass wir dies nicht sonderlich können, zeigte sich in der Folge bei Chancen für Modeste und Co. Köln von nun an sehr offensiv, was für uns aber auch einige freie Räume bei Kontern bedeutete. Leider konnten weder Ujah, noch Bartels oder der eingewechselte Pizarro dies nutzen und so hieß es bis zur 90. Minute zittern. Waren es in den letzten Wochen oft unnötige Fehler, die uns Punkte oder Siege kosteten, scheint der Sieg in Mainz Selbstvertrauen gegeben zu haben und der Sieg konnte gehalten werden. Wieder ein Schritt näher am Finale und auch wieder ein bisschen Geld in die so klammen Kassen. Sonntag wird dann bei Sky unser Gegner ausgelost. Ich hätte ja eigentlich gerne Aue oder Unterhaching, welche den Abend vorher den komischen Verein aus Leipzig aus dem Pokal geworfen haben. In Anbetracht des Spiels unter der Woche wäre mein Favorit aber wohl doch auswärts in Braunschweig!

Im Block war die Stimmung heute im Vergleich zu Mainz deutlich besser. Bei Lieder wie „Sportverein Werder Bremen“ und einem sehr langen und lauten „Forza SVW“ war die Mitmachquote viel, viel höher als am Wochenende. Das Tor durch Ujah trug dann auch zu einer weiteren Verbesserung der Stimmung bei und irgendwie könnte ich mich auch an  regelmäßige „Ujah“Gesänge gewöhnen. Habe ich am Wochenende noch die „Deutscher Meister wird nur der SVW“ kritisiert, passten heute die „Wir werden Deutscher Meister sein“-Gesänge in Verbindung mit ausgiebigen Hüpfeinlagen richtig gut. Auch empfand ich die „Fahnen runter“-Rufe heute als deutlich weniger als sonst. Klar, ich hab eigentlich kaum was vom Spiel gesehen aber wenn ich das ganze Spiel sehen will, stell ich mich halt in die Randblöcke der Ostkurve und nicht genau hinter Wanderers und HB Crew. In Halbzeit 2 gab es dann neben dem obligatorischen „Egal wo du auch spielst“ auch nach gefühlt längerer Zeit mal wieder ein „Oh SV Werder, du hast die Macht“. Wie man der Tatsache, dass ich hier schon Lieder aufzähle, entnehmen kann, war ich mit der Liedauswahl und Mitmachquote heute echt mal zufrieden. Hoffentlich setzt sich dies gegen Dortmund und auch in Augsburg fort!

Trotz der guten Liedauswahl und hohen Mitmachquote waren aber auch die Kölner, welche die gesamte Gästeblockgröße ausreizten und mit allen wichtigen Gruppen rund um Wilde Horde, Coloniacs und Boyz anwesend waren, das ein oder andere mal, als wir noch dabei waren, alle Arme zu heben, deutlich zu vernehmen. Auch vor dem Spiel war ein geschlossenes „Erster Fußballclub Köln“ zu hören.

Nach dem Spiel ging es dann um 1 auch wieder mit dem Nachtbus zurück nach Berlin, welcher mich um 6 Uhr morgens etwas schlaftrunken ausspuckte. Obwohl im Stadion tausende „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ intonierten, war ich dann am Ende wie so oft doch wieder der einzige auf dem Weg nach Berlin, das muss mehr werden! 😉

 

weitere Bilder gibt es hier:

Caillera

Wanderers