Was war das für eine Woche seit Dienstag. Der absolut unerwartete Sieg im Pokal gegen Dortmund sorgte für lange nicht mehr vorhandene Euphorie in ganz Bremen und natürlich auch bei allen Grün-Weißen außerhalb der Stadtgrenzen. Damit verbunden war leider aber auch quasi die einhellige Meinung, dass nun die Wende geschafft wäre und man Union sicher schlagen werde. Am leider erkennt ihr bereits, dass es natürlich nicht geklappt hat.
Aber kommen wir zunächst zu den positiven Dingen des Spieltages. Organisiert von der Ahoi Crew haben wir bereits ab 12:30 Uhr mit etwa 15 Personen die Stolpersteine u.a. der Familien Ries und Rosenthal geputzt. Beworben wurde das Ganze vorab per Facebook. Ein wenig schade, dass nicht noch mehr Grün-Weiße dabei waren. An der Ecke Parkstraße, Schwachhauser Heerstraße wohnten ab 1939 in einem so genannten „Judenhaus“ Rosa und Eduard Ries, die Eltern unseres ehemaligen Präsidenten Alfred Ries, unter dem Werder seine erste Deutsche Meisterschaft holte. Rosa und Eduard Ries starben beide 1942 im Ghetto Theresienstadt. Direkt oberhalb der heutigen Treppe zum Stadion auf der linken Seite der Verdener Straße wohnte die Familie Rosenthal. Familie Rosenthal betrieb einen Papiergroßhandel und Ansichtskartenverlag in der Charlottenstraße nahe des Goetheplatzes. Schon früh unterstützten Albert und sein Sohn Arthur Rosenthal den SV Werder sowohl als Förderer als auch in verschiedenen Funktionen im Verein. Auch Albert und Arthur Rosenthal überlebten ihre Deportationen nicht. Wer sich mehr mit der jüdischen Geschichte in Bremen auseinander setzen möchte, dem/der sei auch die Seite http://www.stolpersteine-bremen.de empfohlen.
Kein Vergeben – Kein Vergessen!
Kommen wir zum eigentlichen Spieltag. Was mir diesmal um’s Stadion herum besonders auffiel ist, wie viele Gästefans vor dem Spiel vor’m Heimbereich des Stadions herumliefen. Dabei leider auch zahlreiche nicht sonderlich sympathische Gestalten. Dies musste man wohl nach dem Spiel auch u.a. im Eisen feststellen. Während des Spiels blieben die Unionfans im Stadion dagegen sehr positiv in Erinnerung. Eingeleitet wurde das Spiel dort mit zahlreichen roten, weißen und gelben Folienbahnen, dazu große Schwenker in eben solchen Farben, Luftballons und buntem Rauch plus einigen Blinkern zum Spruchband vor dem Block „Mit Bus und Bahn durch’s ganze Land – Union Berlin außer Rand und Band!“. Einfach ein wunderschönes Chaosintro. Einziger Kritikpunkt: Das Banner vor’m Block war durch die Werbebanden dort nicht ganz so gut zu lesen. Bis der Rauch verzogen war und man wieder freien Blick auf die Ost hatte, vergingen locker drei bis vier Minuten. Auch während des Spiels konnte man mit hoher Lautstärke und Mitmachquote durchaus überzeugen. Die Lautstärke selbst kam nach meinem Empfinden nicht an die der Borussia von Dienstag ran, im Gegensatz zu Dortmund wurde aber 90 Minuten auf durchgehend hohem Niveau supportet. Das war schon echt stark! Natürlich wirkte sich auch der Spielverlauf in Halbzeit zwei positiv auf die Stimmung im Gästeblock aus. Erinnerte Halbzeit eins spielerisch für Grün-Weiß eher an die positiven Momente des Pokalspiels, Spiel auf ein Tor (das richtige!), einzig die Tore fehlten, war die zweite Hälfte aus unserer Sicht einfach nur zum Vergessen. Wirklich stark war Union nicht, dank eklatanter Abwehrfehler der Elf in grün und weiß siegten die Köpenicker aber am Ende verdient und Werder hat wieder einmal bewiesen, dass man es nicht mal schafft, zwei Spiele in Folge gut zu spielen. Aufgrund des Punktgewinns der Fortuna reicht es bei Werder aktuell nicht mal mehr für die Relegation. Die einzige Hoffnung, die ich für Leipzig habe, ist der Tatsache geschuldet, dass wir gegen Leipzig eigentlich wie vor’m Pokalspiel gegen Dortmund wirklich nichts mehr zu verlieren haben! In der Ostkurve äußerte sich Endeavour per Spruchband zur Ministerpräsidentenwahl in Thüringen, ansonsten war leider recht wenig von der Pokaleuphorie geblieben.
Wir sehen uns in Leipzig bei einer hoffentlich stärkeren Leistung der Elf in grün und weiß! Sonntag Abend heißt es aber zunächst noch Pokalauslosung. Mal sehen, wer unser nächster Gegner wird. Ich tippe ja auf Leverkusen, hoffe aber auf Saarbrücken auswärts, in der Hoffnung, dass die weiter in Völklingen spielen, in Saarbrücken selbst waren wir ja schon im Pokal, oder gerne auch noch mal Union zu hause!
Spruchbänder heute:
„Totgesagte leben länger, auf geht‘s Werder!“ – Endeavour
„Immobilienhaie – Vorsicht bissig!“
„FDP, CDU + AfD? Wohl doch nicht in Geschichte aufgepasst.“ – Endeavour
„Weserstadion unantastbar“
„Stark bleiben Kuri!“ – Sektion Reiselust
weitere Fotos gibt es hier: