Nun also Gladbach und weiter kein Sieg in Sicht. Auch vor dem Spiel im Borussia-Park waren die Aussichten nicht gerade toll. Zwar verlor die Borussia unter der Woche gegen Manchester City (ja, die spielen Champions League) dennoch, außer im Pokal letzten Dezember haben wir in Mönchengladbach ewig nicht mehr gewonnen. Nicht gerade der ideale Ort für ein Ende der Krise, in der sich unsere Elf in grün und weiß befindet.
Mit dem Auto ging es zur Lanxess-Arena und von dort mit Bahn und Shuttlebus zum Stadion. Werder hatte zwar vor dem Spiel einen extra Gästeshuttle angekündigt, aber wie schon im letzten Jahr wusste vor Ort keiner davon und so hieß es mit jeder Menge Gladbacher bis vor die Heimkurve fahren. Meine jedes Jahr zunehmende Abneigung gegenüber der Gladbacher Fanszene (unglaublich, vor nicht so langer Zeit bin ich mal zwei Spiele mit den Gladbachern gefahren, heute undenkbar) wurde schon im Bus wieder mal bestätigt. Ein paar Ewiggestrige skandierten im Bus doch tatsächlich „Fuck Valentin“ und „Schwule Liebe ist ok, Kölle und der BVB“. Ich tue mir bei sowas ja echt schwer, die Füße still zu halten, zum Glück kamen wir in dem Moment genau am Stadion an. Der Weg der per Bahn anreisenden Bremer vor der Nordkurve entlang zum Gästeblock verlief dieses Jahr wohl allgemein ohne größere Verluste. Zur Erinnerung: letztes Jahr hing vor der Sottocultura Zaunfahne noch so ziemlich das gesamte aktuelle Programm der Klamotten von vorm OKS.
Die Einlasskontrollen in Mönchengladbach verlaufen ja in der Regel sehr entspannt, so dass es auch heute ganz ohne Probleme rein ging. Während sich Jugend, UTB und Intesa unten am Zaun, Caillera rechts am Zaun und WB, Ultra Boys und HB Crew über den Mundlöchern postierten, hieß es für mich den letzten noch freien Wellenbrecher etwas weiter oben zu sichern. Bei Abendspielen ist meine Motivation, mitten im Supporthaufen zu stehen ja doch immer etwas geringer, was nicht heißen soll, dass nicht supportet wird.
Der Stehblock war trotz sportlicher Lage ganz gut gefüllt und schon vor Anpfiff recht gut motiviert. Bereits 30 Minuten vor Anpfiff wurde sich mit „Grün-weiß ein Leben lang“ und „Auf geht’s Werder, kämpfen und siegen!“ eingesungen. Die verwirrten Blicke der Gladbacher im Nachbarblock waren es jedenfalls wert. Mit „Sport-Verein Werder Bremen“ und „Grüß-weiß, das ist unser Team“ wurde dann auch gut und geschlossen ins Spiel gestartet. Leider kann man nach knapp 10 Minuten eigentlich schon wieder die Zeilen der letzten Spiele kopieren. Diagne rennt zwei Mal nur neben der Gladbacher Offensive her und hilft fast noch beim Einschieben zu den Treffern zum 0:1 und 0:2, gibt’s für sowas eigentlich Scorer-Punkte. Auch beim Treffer zum 0:3 per Elfmeter merkte man unsere Verunsicherung. Keiner wollte in den Zweikampf gehen und so musste Drobny im eigenen Fünfer gegen Ball und auch Bein des Gegners klären. Von der Tribüne sah das ja eher nach unberechtigtem Elfer aus, war aber wohl einer. Auch beim Treffer zum 0:4 Halbzeitstand zeigte unsere Elf, wie so ziemlich die gesamte erste Hälfte, keinerlei Gegenwehr. Hatte der ein oder andere nach zuletzt zwei Niederlagen der Gladbacher gegen Freiburg und eben Man City etwas Hoffnung auf Besserung auf unserer Seite, so war die Hoffnung bereits zur Halbzeit verflogen. Bei so einer beschämenden Leistung der Mannschaft ist es verständlich, dass bereits zur Halbzeit jeglicher Support eingestellt wurde. Nach dem Seitenwechsel schalteten die Gastgeber gefühlt drei Gänge zurück, was zur Folge hatte, dass wir dank Traumtor von Gnabry und ein paar gewonnen Zweikämpfen tatsächlich eine Halbzeit gewannen. Ich wäre also für eine Regeländerung, jeder sollte 1,5 Punkte kriegen! Während im Block dem Unmut mit „Skripnik raus“ und „Wir haben die Schnauze voll“ von Teilen der Gästefans Gehör verschafft wurde, feierten andere wohl draußen mit einem „keine Panik auf der Titanic“. Vom Humor her ja genau mein Fall (wie auch die Versuche „Die Nummer eins von hinten sind wir“ anzustimmen), während des Spiels aber schon dauerhaft rauszugehen finde ich dann doch nicht so toll. Im Block wurde stattdessen „Bier umsonst“ gefordert, in Anbetracht von 200 Liter Freibier nur durch uns (pro Tor des Heimteams 50 Liter) wohl auch verständlich.
Den Sieg in Halbzeit zwei fanden wohl nicht alle so positiv wie ich ( 😉 ), die Mannschaft wurde jedenfalls nach dem Spiel mit lauten Pfiffen und dem ein oder anderen Mittelfinger (muss das sein?!) empfangen, verständlich. Ich hatte ja schon mit Randalen im Verlauf des Spiels gerechnet, dafür ging es dann doch recht gesittet zu (wohl aus Lotte gelernt). Nach so einem Spiel dann aber wieder keine eigenen Gästeshuttle anzubieten, ist schon gewagt. Für uns ging es also eher unauffällig in die Heimshuttlebusse und nach wieder mal ewiger Fahrt zurück nach Rheydt, wo glücklicherweise gerade unser Gegenzug aus Köln nach Mönchengladbach ankam, schnell reingehüpft und bei Ankunft in Mönchengladbach über einen komplett leeren Zug zurück nach Köln mit freier Sitzplatzwahl gefreut. Wenigstens etwas nach so einem scheiß Spiel!
Im Laufe des Vormittags des folgenden Tages wurde dann auch noch bekanntgegeben, dass man sich von Trainer Viktor Skripnik trennen wird. Die Entscheidung fiel wohl bereits auf der Rückfahrt aus Mönchengladbach in Gesprächen zwischen Viktor und Frank Baumann. Auch wenn ich Viktor wirklich mag und die Situation gerne mit ihm durchgestanden hätte, so sind auch an mir die eklatanten taktischen Fehler die letzten Spiele (Augsburg den einzigen Stürmer rausnehmen und erst 10 Minuten vor Ende Ersatz bringen, heute statt Johannsson zu bringen lieber eine Halbzeit Juno in den Sturm zu stellen) nicht vorbeigegangen. Hoffen wir, dass ein neuer Trainer wirklich das Problem löst, aktuell sehe ich nur Einzel-„kämpfer“ (mal mehr, mal weniger kämpfend). Apropos Johannsson: kommende Spiele dann wohl wieder ohne Stürmer, da unser einzig fitter Mittelstürmer sich eine rote Karte einhandelte, als er das nicht gepfiffene Handspiel der Gladbacher kritisierte und der dem Englischen nicht ganz so mächtige Schiri eine Beleidigung witterte. Für mehr Englischkurse für Schiris!