Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Danke Viktor!

Nun ist es also passiert, Viktor Skripnik ist nicht mehr unser Trainer. War einerseits nach den letzten Spielen und den immer offensichtlicher werdenden taktischen Fehlern zu erwarten und von großen Teilen der Fanszene auch seit Wochen gefordert, andererseits finde ich es doch schade. Ja, wir haben scheiße gespielt, ja, wir haben alle Spiele verloren, aber war dies allein Skripniks Fehler? Für mich geht die Kritik allein an Skripnik eindeutig zu weit, hat was von Sündenbock. Merkte man unter anderem auch daran, dass unter dem Worum-Facebook-Post, dass unsere Co-Trainer ebenfalls gehen doch tatsächlich Leute ihr Unverständnis ausdrückten. Meint ihr allen ernstes, Skripnik hat alles allein entschieden? Was mich aber am meisten am gefühlten „Feindbild“ Skripnik vieler Werderfans die letzten Wochen stört, sind die Argumente oder besser oft fehlenden Argumente (ja, wie beschrieben gibt es genug Argumente und in der Hinsicht ist die Entlassung auch ok) vieler. Viel zu oft wurde da kritisiert, dass Skripnik entspannt und teilnahmslos am Spielfeldrand steht. Was fällt euch eigentlich ein, euch zu erlauben, Skripniks Verhalten und Gedanken von vorm Fernseher oder aus dem Gästeblock zu beurteilen? Es ist eben nicht jeder Trainer total emotionsgeladen und zappelt 90 Minuten an der Seitenlinie lang. Ausgerechnet das als Skripniks Fehler oder unser derzeitiges Problem darzustellen, ist schon sehr weit hergeholt. Ebenso finde ich es sehr fragwürdig, direkt nachdem sowohl Fritz, Wiedwald als auch Bartels im Anschluss an das Lotte-Spiel öffentlich gesagt haben, das Trainerteam hätte sie gut eingestellt, zu kritisieren, der Trainer würde die Mannschaft nicht erreichen. Mir kommt in der ganzen Diskussion der letzten Wochen einfach die Kritik an der Mannschaft selbst zu kurz. Das, was die Mannschaft da auf dem Platz an Einsatz gezeigt hat, hat sicher auch kein Skripnik gefordert und die Mannschaft hat am Ende sicher nicht für den Trainer gespielt. Manch ein Spieler sollte sich jedenfalls mal ein wenig mehr hinterfragen und sich nicht hinter der Fankritik an Trainer Skripnik verstecken!

Nun ist die Entlassung aufgrund der taktischen Fehler (in Augsburg den einzigen Stürmer rausnehmen und erst kurz vor Ende Ersatz bringen, in Mönchengladbach Wiedwald rausnehmen und statt Johannsson 45 Minuten Juno „stürmen“ zu lassen) dennoch verständlich und hoffentlich bringt uns ein neuer Trainer wieder in die Spur. Es sind erst drei Spiele in der Liga gespielt, dort ist noch nichts verloren und auch fehlende Zusatzbelastungen im Pokal sind am Ende der Saison sicher nicht nachteilig. Was jetzt sowohl Mannschaft als auch ein neues Trainerteam und die Verantwortlichen draus machen, bleibt abzuwarten. Vielleicht kommt gerade durch eine solche Veränderung der gewünschte Umschwung vor den schon in ein paar Tagen stattfindenden Heimspielen gegen Mainz und Wolfsburg.

Was ich mich aber bei aller Kritik an Skripnik und der Rückkehr zur Werder-Familie bei gleichzeitig immer wieder positiv dargestellten Gegenpolen Eichin und Green-white Wonderwall frage ist: meint ihr das wirklich ernst? Bin ich der einzige, der es als furchtbar nervend empfand, dass Eichin die vergangene Rückrunde mit seinen Aussagen immer wieder für Unruhe sorgte und glücklich über Eichins ausscheiden war? Es hat sich bei Eichin genau das bestätigt, was man bei seiner vorherigen Station bei den Kölner Haien schon wusste: sportlich bringt er sicher viel mit, aber menschlich und charakterlich ist er eben doch nicht so toll. Dass dies viele nicht einsehen wollen ist für mich einfach total unverständlich. Genauso bin ich weiterhin der Auffassung, nicht irgendeine Aktion wie Green-white wonderwall, von Leuten, die gerne mal im Mittelpunkt stehen wollten, hat uns den Arsch gerettet, sondern der Support IM Stadion.

Ich bin Fan dieses Vereins geworden, weil der Vereinscharakter mir sympathisch war, familiär, nicht sofort jedem Trend folgend, Risikos genau abzuschätzen und ähnliches und nicht wegen sportlichem Erfolg. Genau der in den Jahren 2003 bis 2010 (?) erreichte Erfolg scheint aber für viele zum Maßstab geworden zu sein und den Charakter des Vereins vergessen zu lassen. Anders lässt es sich nicht erklären, wenn Werder genau für das kritisiert wird, wofür wir standen. Wir haben nicht nach einem Spiel sofort den Trainer entlassen, vakante Stellen im Verein wurden mit Werderanern und nicht externen Positionen besetzt. Genau wegen solcher Entscheidungen bin ich Werderfan geworden und gehe lieber auf diesem Wege in Liga 2 oder 3, als zu einem weiteren 0815-Club zu werden, für den nur Siege und das große Geld zählen. Das ist vielleicht eine naive Vorstellung, aber genau die möchte ich mir nicht von in den sozialen Medien pöbelnden Fans mit anderer Auffassung kaputt machen lassen!

Genau aus den vorgenannten Gründen hoffe ich, dass wir keinen Trainer wie Gisdol bekommen und dass Skripnik, wie damals bei Amtsübernahme angekündigt, die Chance bekommt, zurück in unseren Nachwuchs zu gehen. Denn auch wenn er am Ende vielleicht der falsche Trainer für unsere Profis war, so bleibt er Werderaner und weiß als solcher, was neben Siegen noch zählt! Danke Viktor!