Das Fanprojekt Bremen veröffentlichte heute eine Pressemitteilung, in der auf die Umstände rund um das vergangene Nordderby am 22.04.16 gegen den Hamburger SV eingegangen wird. Darin wird das Verhalten der Polizei gegen die Mitfahrer in 4 Bussen der Bremer Ultraszene kritisiert. So konnten gefundene Gegenstände auch auf Nachfrage nicht einzelnen Bussen oder Personen zugewiesen werden und waren Medienvertreter bereits vor Ende der Durchsuchungen über die Entscheidung informiert, die Busse zurück nach Bremen zu schicken. Es scheint sich also der Verdacht zu bestätigen, dass eine Möglichkeit gesucht wurde, unliebsame Zuschauer ohne Einschränkung des Kartenkontingents medienwirksam aus den Stadien fernzuhalten. Dass dadurch Unschuldige in ihrer Freizügigkeit eingeschränkt wurden und auch unsere Elf in grün und weiß durch fehlenden Support geschwächt wurde, wird dabei willkürlich in Kauf genommen!
Die Pressemitteilung im Wortlaut:
Ultras beim Fußball unerwünscht?
Leider musste das Nordderby HSV – Werder am 22. April ohne die engagierte und lautstarke Anfeuerungskulisse durch Teile der Bremer Ultras auskommen, da fast 200 von ihnen es nicht bis ins Stadion geschafft hatten.Grund dieser Abwesenheit war eine groß angelegte Polizeiaktion gegenüber den anreisenden Bremer Fans durch die Hamburger Polizei. Bei dieser polizeilichen Maßnahme wurden die Busse mit den anreisenden Fans einer gründlichen Kontrolle unterzogen, bei der, nach Aussage der Polizei, Pyrotechnik sowie Passivbewaffnung zum Vorschein kam. Diese Funde reichten der Polizei alle Insassen der vier Busse nach Bremen zurück zu geleiten, ohne die Möglichkeit, das Spiel im Stadion zu verfolgen.Für uns, bei dieser Aktion anwesenden Mitarbeitern*Innen des Fan-Projekts, ergaben sich an diesem Tag folgende fragwürdige Punkte:
- Bei dieser Polizeiaktion konnte von den anwesenden Polizeibeamt*Innen nicht erklärt werden, in welchen Bussen die oben genannten Gegenstände gefunden wurden und wieso die Insassen aller kontrollierten Busse zurückgeschickt wurden.
- Die Kontrollmaßnahmen erfolgten so zeitraubend, dass selbst, wenn nichts Verdächtiges gefunden worden wäre, ein Besuch des Spiels von den Ultras zeitlich nicht möglich gewesen wäre. So benötigten 250 Beamt*Innen zur Kontrolle von 170 Fans ca. 5 Stunden. Für uns entsteht der Eindruck, dass es Teil der Polizeistrategie war, die Ultraszene gar nicht erst am Stadion ankommen zu lassen.
- Wie leider inzwischen an der Tagesordnung, ist auch bei diesem Polizeieinsatz die schikanöse Behandlung der Fans durch die Polizei zu kritisieren. So konnten die Fans nur einzeln, unter persönlicher Kontrolle durch zwei Polizeibeamte ihre Notdurft verrichten. Des Weiteren wurden die Hintertüren der jeweiligen Busse von Polizeifahrzeugen zugestellt, so dass eine Frischluftzufuhr unmöglich war.
- Das während der Kontrollaktion der Polizei schon ausgewählte Mitarbeiter*Innen der Hamburger „Bild“ anwesend waren, lässt auf eine geplante Maßnahme schließen. Die Tatsache, dass die Entscheidung, die vier Busse nach Bremen zurückzuschicken bereits auf der Homepage der „Bild“ erschienen war bevor die Durchsuchung der Busse abgeschlossen war, unterstreicht diesen Verdacht.
- Das Verhalten der Ultras auf der Anreise kann nicht als Grund dieses Einsatzes herangezogen werden, da sie vollkommen friedlich und unauffällig erfolgte.
Leider erleben die Mitarbeiter*Innen der Fan-Projekte immer häufiger, dass größere Gruppen Ultras kollektiv von Bundesligaspielen ausgeschlossen werden, weil lediglich Einzelpersonen ein Fehlverhalten oder eine Straftat vorgeworfen wird. Straftaten müssen verfolgt werden, aber diese Form der Kollektivbestrafung lehnen wir ab und fordern deshalb die Polizeibehörden des Landes zu einem Umdenken bezüglich ihrer Einsatzstrategien auf.
Fan-Projekt Bremen
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