Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Weiche Flensburg – Werder 1:5, Mi. 31.10.18, 8637 ZuschauerInnen (ca. 5500 Gäste)

Da haben die nördlichen Bundesländer also endlich ihren zusätzlichen Feiertag. Den Hintergrund des Feiertags muss man nicht wirklich gutheißen, gefreut haben sich die meisten wohl dennoch. Und netterweise legt der DFB dann unser Pokalspiel gegen Weiche Flensburg auch noch auf den Feiertag, das Urlaubskonto dankt! Bereits frühzeitig war klar, dass das Spiel aufgrund fehlenden Flutlichts nicht in Flensburg stattfinden wird und so kristallisierte sich nach und nach Lübeck als Austragungsort heraus. Mit allen Verkehrsmitteln ganz gut zu erreichen, leider aber zumindest für mich kein neues Stadion, war ich doch noch zum Testspiel vor einiger Zeit dort. Bereits damals zum Testspiel zeigten sich die Hools vor’m Gästeblock. Sind halt nicht unbedingt die hellsten Lichter dort und politisch auch scheiße.

Die Vorzeichen waren also klar und so machte sich ein Großteil der Szene bereits am frühen Morgen mit dem Nahverkehr über Hamburg auf den Weg nach Lübeck. Während es dort wohl zunächst einige Diskussionen ob des Aufenthaltortes bis Einlass gab, machten sich andere per Bus und 9er auf den Weg. Schlussendlich wurde seitens der Polizei ein Café im direkten Stadionumfeld auserkoren und die Zeit bis Stadionöffnung bei dem ein oder anderen Getränk verbracht. Mit der Heimszene gab es im Vorfeld keinerlei wirkliche Berührungspunkte. Statt Stadionumfeld verbrachten wir den Feiertag zunächst noch bei Kaffee und Kuchen in Bad Oldesloe und machten uns erst gegen 16 Uhr auf den Weg nach Lübeck. Das dortige Stadion Lohmühle liegt netterweise direkt an der Autobahnabfahrt, dennoch wirkte die Infrastruktur nicht unbedingt auf ein Spiel dieser Größenordnung ausgelegt. Gästeparkplatz früh schon voll, sonstige Parkplätze im Stadionumfeld aufgrund des Feiertags größtenteils zu. Wer einen Blick ins Industriegebiet rundrum geworfen hat, durfte dann doch die ein oder andere Person der Heimszene entdecken.

Im Gegensatz zum Testspiel damals waren heute beide Hintertorstehtribünen für die insgesamt wohl mehr als 5500 Grün-Weißen geöffnet. Der Zugang ins Stadion gestaltete sich etwas komisch, ging es doch zunächst über den Gästeparkplatz und einen einfachen Sportplatz rein. Die Einlasskontrollen dagegen super entspannt und so war es wenig verwunderlich, dass sowohl zu Spielbeginn als auch Beginn der zweiten Hälfte große Mengen an Strobos, Fackeln und Rauch den Gästeblock in eine wunderschöne Atmosphäre verwandelten. Die Gruppen verteilten sich dabei entlang der beiden getrennten Blöcke von links nach rechts mit CLR, INT, UB, UTB im linken Block und IY, WB und HBC im rechten Block. Schön auch anzusehen, wie die manuelle Anzeigetafel vor Spielbeginn von SPQB und mit der Ultras gegen Rassismus Fahne beflaggt wurde. Bereits vor Anpfiff äußerte der Stadionsprecher offen Kritik u.a. am DFB, das man so wenig kompromissbereit ist und es dadurch erst zum Stadionwechsel kam. Mehr als einmal stellte sich die Frage, ob es nicht ob des Feiertags auch ein Nachmittagsspiel getan hätte. So mussten die Weiche-Fans vom eigenen Verein über 100 km per Shuttlebus nach Lübeck gebracht werden, wo sie sich im linken Teil der Heimkurve mit ein wenig Material sammelten und sonst aber nicht weiter auffielen. Dank des Flutlichtspiels kamen die Strobos und Co aber umso besser zur Geltung, welche zu Spielbeginn gezündet wurden. Bilder und Videos der beiden Pyroaktionen findet ihr sowohl bei Faszination Fankurve als auch bei Twitter. Wenn ich so an das bisschen auf Schalke denke, war das heute schon richtig gut. Und auch die Polizei hielt die Füße wider erwarten still. Kennt man ja auch anders, siehe Hertha in Dortmund letzte Woche. Gut gefallen hat mir auch die Liedauswahl. Sehr, sehr abwechslungsreich, viele alte Sachen wie „Oh SV Werder, du hast die Macht“ und „Grün weiß ein Leben lang“ und die Mitmachquote nach langsamem Start erstaunlich gut. Einzig nervig die einzelnen Anti-Hannover Gesänge am Anfang und ein paar Spinner, die immer noch meinen, Hurensohn als Fangesang etablieren zu können. Für eine diskriminierungsfreie Kurve! Dass es auch aufgrund des überlegenen Auftretens der Elf in grün und weiß wirklich rund lief, konnte man u.a. daran merken, dass der Stehbereich beim Werder Bremen-Wechselgesang mit Bremen antwortete, sprich der Gesang vom Sitzplatzbereich auf der Haupttribüne ausging. Ansonsten wurde die Chance der zwei nebeneinander befindlichen aber getrennten Stehblöcke leider nur einmal zum Wechselgesang genutzt, dabei dafür immerhin inklusive Schaleinsatz. Nach dem Dämpfer gegen Leverkusen war das heute schon echt gut. Klar, gegen einen Viertligisten muss das eigentlich so sein, dass sich manch einer aber doch schwer damit tut, hat man u.a. bei den Bayern gesehen (wenn man nicht gerade bei Antjes interessantem Vortrag im OKS war!). Früh ging man durch Pizarro in Führung und bis auf die eine wirkliche Chance für Weiche, die man auch zum Ausgleich nutzte, konnte Werder mit über 80% Ballbesitz überzeugen und auch der zuletzt mehrmals fehlende Harnik traf mal wieder doppelt. Am Ende hieß es 5:1 für uns und wenn die Mannschaft bei den Gesängen und Hüpfeinlagen nicht mitmachen will, feiert man eben alleine weiter.

Nach dem Spiel ging es für die Zugfahrer zum Bahnhof, für andere gab es im Industriegebiet nochmal kurz Kontakt mit Lübeck. Die etwas spontane Rückfahrt mit dem letzten RE ab Lübeck konnte man sich immerhin damit schön reden, dass man in Hamburg noch den eine Stunde vorher aus Lübeck abgereisten Szenehaufen traf. Wenn man Bahn und Polizei frühzeitig mitteilt, dass am Bahnsteig die Aufzüge kaputt sind und man mit Rolli eben keinen Bahnsteigwechsel schafft und die es doch gebacken kriegen, es zu verkacken muss man sich nicht wundern, dass die Szene eben nicht so gut gelaunt ist, noch länger in Hamburg bleiben zu dürfen. Entsprechend hitzig war teilweise auch die Stimmung im Metronom nach Bremen. In Bremen angekommen hat es wohl nochmal kurz mit der Staatsmacht geknallt. Wir hatten uns zu diesem Zeitpunkt aufgrund des 6 Uhr klingelnden Weckers (bei Ankunft 1 Uhr Bremen Hbf) bereits verabschiedet, was wie abging, kann ich also nicht im Detail sagen.

Was bleibt festzuhalten? Nächsten Schritt in Richtung Europa gemacht, die Vorfreude auf Berlin bleibt erhalten, die Fanszene des VfB Lübeck bleibt scheiße und jetzt heißt es Sonntag in Mainz nachlegen!

Bilder gibt es hier:

Caillera

Infamous

Wanderers