Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

Werder – SC Freiburg 2:1, Sa. 13.04.19, 42100 ZuschauerInnen

Schneeregen und Hagel Mitte April, das hatten sich wohl nicht nur die Freiburger*innen anders vorgestellt. Aufgrund der Lenkzeitregelungen waren einige der Gästebusse schon früh am Morgen in Bremen. Glücklicherweise ist mein Weg bei Heimspielen deutlich kürzer. Dennoch fiel das Aufstehen bei den Temperaturen und dem Wetter schon echt schwer. Aber was tut man nicht alles für Werder. Irgendwann ging es doch zum Stadion, kurz Arbeitskarte und Fanclub-Pokalkarten abgeholt (wieso werden eigentlich Einzelbestellungen verschickt, bei Fanclubs gibt es aber mit der Begründung der kurzen Zeit nur Abholung?) und ein wenig später war dann auch der Stand aufgebaut. Unglaublich, wie vielen Leuten wir heute den Weg zum Sonderzugticket-Verkauf weisen mussten. Aber auch der Kleberverkauf klappte heute erstaunlich gut. Neue Klebermotive gab es wohl auch bei der Jugend. Ich habe es mal wieder nicht aus dem OKS raus geschafft. Im Viertel dürfen aber schon einige der Zona Antifascista Kleber bewundert werden.

Wer es nicht mitbekommen hat. Nach dem letzten Heimspiel und auch nochmal unter der Woche gab es bei Twitter zahlreiche Beschwerden über die nicht so tolle Einlasssituation für Frauen im Weserstadion. Während viele Vereine und Stadien mittlerweile extra Fraueneingänge haben, kommt es an den meisten Eingängen am Weserstadion wohl zu dem Problem, dass es keine getrennten Einlassreihen gibt und Frauen sozusagen erst mit den Männern anstehen und dann bei der eigentlichen Kontrolle noch einmal in einer extra Schlange vor den Ordnerinnen stehen. War mir so auch nicht bewusst, da ich seit Monaten oder besser schon Jahren mittlerweile entweder den Materialeingang oder den Eingang an Tor 2 nutze. Von Tor 2 bin ich es gewöhnt, dass zunächst alle gemeinsam vor dem Drehkreuz warten und nach dem Drehkreuz erst die eigentlichen Kontrollen folgen und es dort eben getrennte Schlangen für Männer und Frauen gibt. Wieso so etwas an anderen Eingängen anders gehandhabt wird, weiß wohl nur Werder. Ich hoffe, heute war es für die weiblichen Fans entspannter und in Zukunft setzt man solch einfache Maßnahmen wie eigene Schlangen um.

Apropos Frauen. Bei der Ansetzung von Bibiana Steinhaus als heutige Schiedsrichterin habe ich mich einerseits sehr gefreut, weil ich sie von den Schiedsrichter*innen in der Bundesliga zu den besten zählen würde. Andererseits war meine Sorge doch sehr hoch, dass wieder unglaublich viel sexistische Scheiße von den Zuschauerrängen kommen wird. In der West war ich heute positiv überrascht, so etwas gar nicht wahrzunehmen. Sowohl in der Ost unten als auch oben soll aber doch häufiger das Wort Fotze und andere Beleidigungen gefallen sein. Leute, mir fehlt da echt jegliches Verständnis für eure sexistische Scheiße! Wie man mit Sexismus nicht umgeht, hat übrigens eine Gruppe unseres heutigen Gegners unter der Woche bewiesen. Ihr erinnert euch sicher, an die überaus schöne Choreo gegen Sexismus beim Freiburger Heimspiel gegen Bayern? Den Natural Born Ultras war diese wohl ein so großer Dorn im Auge, dass man sich in einer Stellungnahme dazu äußern müsste. Tenor des Ganzen: wir haben ja nichts gegen Frauen im Stadion, aber solche Statements wollen wir dann doch nicht. Sinngemäße Antwort der Fan.Tastic Females darauf: stimmt schon, ihr malt halt lieber weiter fleißig sexistische Spruchbänder. Danke jedenfalls an dieser Stelle an die Fan.tastic Females für die überaus gelungene Stellungnahme, ich feiere sie ebenso wie die Choreo sehr. Und was man von NBU halten sollte, haben die Cailleras heute ganz gut per Spruchband festgehalten, welches leider nur schwer zu lesen war: „Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen. Ciao Natural Born Ottos! Sexismus raus aus den Stadien!“ Insbesondere der mittlere Teil wurde leider ein wenig zu oft gezeigt, so dass es irgendwann auch ziemlich nervte. Bereits vor Spielbeginn gab es das obligatorische Spruchband von HBC („Grün-Weiß sollen die Farben der Raute sein“). Mit Einlaufen der Mannschaft mobilisierte die Jugend, wie schon unter der Woche, für ein grün-weißes Stadtbild rund um das Pokalspiel. Ebenfalls von Infamous folgte in Halbzeit zwei ein großes und buntes Spruchband in Richtung der befreundeten Brigade Malcha. Bereits zu Beginn der zweiten Hälfte rief Endeavour zur Teilnahme an den antifaschistischen Protesten gegen völkische Antisemiten am 21.04. in Dorfmark auf. Akustisch blieben mir heute, wie schon in Mönchengladbach, vor allem die „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ und „Scheiß Bayern München“ Gesänge gegen Ende des Spiels in Erinnerung. Schon früh im Spiel wurde auf Hüpfeinlagen gesetzt, wodurch auch immer mal wieder das Stadion einbezogen werden konnte. Gerade bei einem kleinen Gegner wie Freiburg hätte aber gerne noch etwas mehr in der West ankommen dürfen. Luft nach oben hatte auch die Elf in grün und weiß. Da verliert der Sportclub aus Freiburg vor einer Woche noch 0:5 bei Mainz 05 und heute? Immer wieder kamen die Gäste gefährlich vor’s Tor. Mehrmals rettete die Abseitsfahne für Grün-Weiß. Damit hatte wohl niemand gerechnet und sich viele schon auf den sicher geglaubten Sieg eingestellt. Dass dies am Ende noch klappte, liegt einerseits an einer deutlichen Steigerung gegen Ende des Spiels, Theo Gebre Selassie Fußballgott und auch viel Glück. So ehrlich muss man sein. Freiburg hätte heute einen Punkt durchaus verdient gehabt. Es reichte für die Breisgauer*innen aber nur noch zum Anschlusstreffer zum 1:2 kurz vor Ende. Gegen Bayern muss aus Werdersicht auf jeden Fall eine deutliche Steigerung her, sonst wird das schwer, sowohl in der Liga als auch im Pokal!

Der Sieg wurde anschließend noch auf der WG-Party ausgiebig gefeiert bevor am Sonntag Vormittag dann der zweite Sieg folgte. Unsere grün-weißen Frauen schlugen den klaren Favoriten aus Frankfurt mit einer super Leistung und bei strahlendem Sonnenschein verdient mit 2:1. Man scheint die Klasse also auf jeden Fall noch halten zu wollen.

Zu den Gästen aus Freiburg kann ich diesmal nicht wirklich viel sagen. Wie beschrieben war der Großteil schon recht früh in Bremen. Die Corrillos dagegen kamen erst sehr spät in Bremen an. Der kleinste Bereich des Gästeblocks war gut gefüllt. Man merkte aber leider doch deutlich eine Abgrenzung zwischen aktiver Szene und Normalos. Akustisch habe ich sie leider heute gar nicht wahrgenommen. Es gibt ja einige Freiburger Lieder, die ich sehr gerne mag. Heute war davon nichts zu hören.

Kommenden Samstag heißt es dann erstes der zwei Bayernspiele und vor allem Sonderzug. Hoffen wir, dass die angekündigten Mottoshirts fürs Motto „Alle in weiß“ Anwendung finden können und die Temperaturen ein wenig steigen. Sonst müssen wir eben Mannschaft und Block heiß machen! Bis dahin: habt eine schöne Woche!

Spruchbänder heute:

„Grün-Weiß sollen die Farben der Raute sein“ – HB Crew

„Raus mit den Fahnen. Bremen ist grün-weiß!“ – Infamous

„Rest in Power, Falk“ – Caillera

„Der Tag wird kommen, wieder in unseren Reihen zu stehen – Dave Willert“ – Intesa

„Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen. Ciao Natural Born Ottos! Sexismus raus aus den Stadien!“ – Caillera

„Moin Elias“ – Ultra Boys

„Völkischen Antisemiten entgegentreten. 21.04. 13 Uhr Dorfmark“ – Endeavour

„Love BM – Anti Guy Harel“ – Infamous

„Videobeweis abschaffen“ – UTB

weitere Bilder gibt es hier:

Caillera

Infamous

Wanderers