Nur der SVW!

Unterwegs mit dem glorreichen Sportverein

FC Augsburg – Werder 2:3, Sa. 22.09.18, 28434 ZuschauerInnen (etwa 3000 Gäste)

Augsburg! Ich bin ja echt kein Freund des Vereins und der Fanszene der Bayrisch-Schwaben. Mit Augsburg verbinden die meisten wohl auch eher lange Fahrten, ein hässliches Stadion auf dem Acker und meist nervige Anstoßzeiten. Positiv in Erinnerung ist mir dennoch die letzte Saison: Spiel Samstag 15:30 und 3:1-Sieg der Grün-Weißen. So schlecht standen die Vorzeichen heute also nicht, vor allem weil der Saisonstart trotz des unnötigen Ausgleichs des FCN kurz vor Ende letzte Woche nicht so schlecht war.

Für das heutige Spiel riefen beide Seiten zu jeweils einheitlichen Farben auf den Tribünen auf. Während die Heimseite das heutige Spiel in weiß verfolgen wollte, bat die Jugend vorab um einen einheitlich grünen Gästeblock. Klappte zumindest im Gästeblock meinem Empfinden nach weniger gut. Könnte auch daran liegen, dass zumindest unser Zugfahrerhaufen heute eher neutral gekleidet fuhr, hatten es DFB und DFL heute doch tatsächlich geschafft, neben unserem Spiel beim FC Augsburg zur selben Zeit (bzw. kurz davor) auch Hannover in Nürnberg, Braunschweig in Würzburg und Rostock beim Ponyhof in Großaspach antreten zu lassen. Wenn man bedenkt, wie viel Panik die Verbände und Presse schon bei ein bisschen Pyrotechnik schieben, wirklich starke Leistung! Dank Direktverbindung ab Bremen blieb es auf dem Hinweg für uns komplett ruhig. Insgesamt wählten vielleicht 40 bis 50 Grün-Weiße diese Verbindung. Hin gönnte ich mir in Abgrenzung zum zweitklassigen HSV wieder mal Erste Klasse. Zug war zumindest in der ersten Klasse brechend voll, man munkelt, in Bayerns Landeshauptstadt als Ziel des Zuges startete heute der Karneval, äh das Oktoberfest. Die Zeit von früher Ankunft bis Aufbruch zum Stadion wurde dann auch das Auftreten der/des gemeinen Wiesnbesucher*in in Augsburg bestaunt und sich über die komischen Ministutzen unter den Knien gewundert (dank @RemmideM weiß ich jetzt wenigstens, dass das wohl bei niedrigen Temperaturen tatsächlich helfen soll). Was da rum lief, zum Glück fuhren wir zum Fußball! Und oh Wunder, kommendes Wochenende in Stuttgart wird es ähnlich schlimm. Toll auch die Augsburger Zivis, die gekonnt (un-)auffällig rumlungerten. Interesse zeigten auch USK und die Späher der Augsburger Szene sowohl am Hbf als auch bei Umstieg am Königsplatz. Am Ende passierte natürlich genau gar nichts und so erreichte man etwa zum Einlassbeginn das Stadion. Der Nachteil an einer Arena auf dem Feld? Wenn du den Zug um kurz nach 18 Uhr erreichen musst und sich Heimverein und Polizei wenig kooperativ im Hinblick auf Extra-Shuttle oder der Organisation von Taxis zeigen, weißt du schon vor Anpfiff, dass du nicht die kompletten 90 Minuten sehen kannst. Toller Start. Deutlich schöner die Tatsache, dass ein Trottel mit „schickem“ Schwarze-Sonne-Tattoo am Ellenbogen und Tattoo mit gleichschenkligem Keltenkreuz an der Wade auf Intervention von Fanszene und Fanbetreuung seitens der Polizei direkt zum Gespräch gebeten wurde und am Ende ohne Spielbesuch blieb. Wie dumm solche Menschen sein müssen, dass sie es ausgerechnet bei einem Verein mit solch starker Positionierung gegen rechtes Gedankengut (Gruß an Hupe und danke für das Statement unter der Woche!) versuchen müssen. Auch wenn am Ende laut Polizei wohl kein Straftatbestand erfüllt wurde, dem Hausverbot des FC Augsburg folgt hoffentlich seitens Heimverein oder Werder noch das entsprechende Stadionverbot. Eins bleibt jedenfalls festzuhalten: Wir werden weiter keine Nazis bei uns dulden, verpisst euch!

Im Block wurde ob des nicht ganz ausverkauften Stehbereichs wieder mal der unterste Bereich durch Zaunfahnen abgetrennt, so dass es ein relativ geschlossenes Bild ohne größere Lücken ergab, auch wenn wie bereits angesprochen nicht jede*r grün trug. Eingeleitet wurde das Spiel seitens Infamous mit einer Choreo bestehend aus großer Pappfigur und grün-weißem Spruchband „Wohin das Auge reicht, alles grün und weiß“ vor’m Block und einigen größeren Grün-weißen Stoffschwenkern (waren wohl noch deutlich mehr, leider wurde ein Großteil nicht geschwenkt). Hätten vielleicht ein paar mehr Schwenker sein dürfen. Weniger schön, dass der Rettungsdienst kurz nach Anpfiff wohl nur sehr verzögert zu einer Frau mit epileptischem Anfall in den Block kam. Bis zur 30. Minute kam auf dem Feld seitens der Elf in grün und weiß nicht viel. Augsburg machte das Spiel und kam zur ein oder anderen Chance. Auch im Block bis dahin ein sehr durchschnittlicher Support. Als dann aber Werder in Minute 34 und 36 durch Kruse und Eggestein gleich doppelt trafen, ging es im Gästeblock gut ab. Ein lautes „Deutscher Meister wird nur der SVW“ und der anschließende Andree Wiedener machten schon Spaß. Schade, dass Koo kurz vor der Pause noch den Anschlusstreffer erzielte. Sah im Stadion allerdings sehr nach Oberarm des Augsburgers direkt vor’m Torschuss aus. Jedenfalls gab es, so scheiße der Videobeweis ist, hier viele fragende Blicke, wieso dieser scheinbar nicht bemüht wird. Aber egal, wir führen! Der Ausgleich kurz nach Wiederanpfiff machte es sowohl auf dem Platz als auch im Block nicht einfacher. Richtig gut gefiel mir aber das lange „Dich spielen zu sehen ist wie eine Sucht“ ebenso wie der etwas glückliche Siegtreffer von Klaassen. So sehr er in Halbzeit eins kritisiert wurde, hier stand er genau richtig als der Augsburger Torhüter glänzend den Ball durch die Hände fallen ließ, sich selbst dadurch tunneln ließ und Klaassen eben genau richtig stand. Wie angekündigt mussten wir bereits vor Abpfiff raus, der Plan, bei Führung abzuhauen ging aber wieder mal auf und auch wenn es außerhalb des Stadions noch mehrmals laut wurde (u.a. wohl Aluminiumtreffer der Augsburger), am Ende hieß es Auswärtssieg und wir schafften den Zug zurück nach Bremen ohne Probleme.

Der Beginn der zweiten Halbzeit wurde von beiden Seiten mit Aktionsspruchbändern und Bannern eingeleitet. Während es bei WB u.a. ein „Wir brauchen keine gekaufte EM, sondern Veränderungen“ zu lesen gab, gab es auf Heimseite den Großteil der zweiten Halbzeit ein „United by money, korrupt im Herzen Europas“ zu lesen, was es an diesem Wochenende in vielen Stadien zu lesen gab. Apropos Heimseite. Diese befindet sich seit dieser Saison ja nicht mehr im M-Block unterhalb des Dachs sondern direkt hinter’m Tor. Heute waren sie akustisch nicht wahrnehmbar, optisch blieben sie mir einmal durch wechselnde rote und grüne Schals (mit gesprühtem „UBT – nur gemeinsam“) zur Einweihung der Ulrich-Biesinger-Tribüne in Erinnerung.

Die eigentlich zweitklassige (zumindest was die Wagenklasse anging) Rückfahrt wurde dann zur erstklassigen gemacht. Lag nicht nur am Alkohol und den teilweise etwas verwirrenden Nachrichten, die zu sehr lustigen Theorien führten. Auch unsere Mitfahrer*innen sorgten für einige Highlights. Im Zug nach Mannheim stieß unsere Musikwahl eher nicht auf allzu viel Gegenliebe, die Mitreisenden versuchten sich stattdessen eher künstlerisch zu betätigen. Wenn ihr also heute unsere Phantombilder auf der Titelseite der Bild erkennt, so schlimm war es tatsächlich nicht, wenn ich mich an so manch andere Szene im zug erinnere. Ab Mannheim dann deutlich sympathischere Mitfahrer*innen im Wagen und zwei Zugbegleiter, deren Musikwünsche natürlich auch sofort erfüllt wurden. Ging man sich auf der Hinfahrt aus dem Weg, traf man sich dann auf dem Rückweg. Grüße gehen raus nach Dortmund und an Hansa! Wie Hansa an sein gezogenes Material kommt, durften wir dann auch direkt live erleben. Stark, wie man schlafenden Dortmundern den Schal klaut.Trotzdem sorgten Teile der Koggefans bei uns für ein Lächeln und wenn man nicht nur auf Stress aus ist, kann man sich sogar mit Personen von Vereinen, zu denen man keinen wirklichen Bezug (oder zumindest eher keinen positiven) hat, unterhalten. Nicht so zum Lachen war dagegen das Verhalten eines ziemlich betrunkenen Fahrgastes, der mehrere Fahrgäste nach Kritik an der Lautstärke seiner Musik u.a. sexistisch und homophob beleidigte und sich dafür vor Kassel wohl noch eine einfing. Nachdem der Kurzaufenthalt in Hannoi zum Bierkauf genutzt wurde, ging es im RE mal abgesehen von einem Rettungsdiensteinsatz (Volltrunkener, der gar nichts mehr mitbekam) ereignislos nach Bremen, wo es für den einen Teil um kurz nach 2 noch auf Party, für mich nur noch nach Hause gehen sollte.

Auswärtssieg – Europapokal – kein Fußball den Faschisten!

Bilder gibt es hier:

Caillera

Infamous

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